Star Trek TOS – Mudd´s Women: Die Macht der Aphrodite im Weltraum

Als 1983 die Band DÖF von einem Außerirdischen namens Codo sang, der die Liebe auf die Erde bringt, könnte sie Inspiration in der 17 Jahre älteren Star Trek: TOS-Folge Mudd´s Women (Die Frauen des Mr. Mudd) – Staffel 1, Folge 3, gefunden haben. In der Folge hat der gerissene Weltraumganove Harcourt Fenton Mudd seinen ersten Auftritt und hält von da an die Crew der Enterprise immer mal wieder auf Trab. Begleitet wird er hier von drei Frauen, die er durch die „Venus-Droge“ wunderschön und für Männer unwiderstehlich erscheinen lässt.

Harry Mudd und seine hypnotisch-schönen Begleiterinnen

Im Jahr 2266 verfolgt die Enterprise ein unidentifiziertes Schiff, welches nicht auf Kontaktversuche reagiert. Als das Schiff sich in ein Asteroidenfeld flüchtet, überlastet es seine Maschinen so stark, dass es droht, auseinander zu brechen. Captain Kirk (William Shatner) entschließt sich dazu, das Schiff mit dem Deflektorschild der Enterprise zu schützen. Die Lithium-Schaltkreise der Enterprise werden durch die Verfolgung und den Schutz der beiden Schiffe so strapaziert, dass einer nach dem anderen durchbrennt.

Mit letzten Energiereserven versucht Scotty (James Montgomery Doohan), die Besatzung des Schiffes herüberzubeamen, erwischt aber zunächst nur einen Mann. Dieser stellt sich als Captain Leo Walsh vor. Er behauptet, geflohen zu sein, weil er nicht wusste, ob die Enterprise ihm friedlich gesinnt sei. Dabei wird schnell deutlich, dass er nicht ganz ehrlich zu sein scheint, denn er wirft Kirk vor, ihn absichtlich in die Asteroiden gejagt zu haben. Nun beamt Scotty mit letzter Kraftreserve die anderen Crewmitglieder an Bord der Enterprise.

Wie Aphrodite persönlich

Diese stellen sich als drei Frauen heraus, die Ruth, Eve und Magda heißen und die männlichen Besatzungsmitglieder sofort in ihren Bann ziehen. Man könnte fast von einer hypnotisierenden Wirkung sprechen. Außer dem Vulkanier Spock (Leonard Nimoy) kann sich kein Mann auf seine Aufgabe an Bord konzentrieren, sobald die Frauen in seiner Nähe sind. Walsh gibt an, dass die Frauen keine Besatzung, sondern seine Fracht sind. Er bespricht sich kurz mit den Frauen und dabei rutscht einer der Frauen der Name „Harry“ raus. Mudd schärft ihnen ein, ihn bloß weiter Leo zu nennen und sich unter keinen Umständen medizinisch untersuchen zu lassen. Zudem zeigt er sich zuversichtlich, dass die Frauen die Enterprise-Crew schon bald beeinflussen können.

Da Walsh Kirk unrechtmäßig der Übertretung seiner Befugnisse und der Zerstörung des Schiffes anklagt, lässt dieser ihn in sein Quartier einsperren. Zudem will er ihn vor ein Schiffsgericht bringen. Als Resultat des Rettungseinsatzes hat die Enterprise jedenfalls nur noch einen Lithium-Schaltkreis übrig. Kirk entschließt sich daher, den Bergbauplaneten Rigel XII anzusteuern, da dort Lithium zur Verfügung steht.

Harcourt Fenton Mudd

Während die Enterprise in Richtung rettendes Lithium fliegt, wird Leo Walsh verhört. Dabei kommt mit Hilfe eines Verhörcomputers heraus, dass es sich in Wahrheit um Harcourt Fenton Mudd handelt, der bereits einige Vorstrafen aufzuweisen hat. Mudd erklärt, der alte Captain des Schiffes habe Leo Walsh geheißen und zu seiner Ehre hätte er nach dessen Tod seinen Namen angenommen. Die drei Frauen sollten nach Ophiucus III gebracht werden und dort Siedler heiraten.

Im Bann der Frauen

Während des Verhörs scheinen Pille, Scotty und Kirk immer wieder in den Bann der anwesenden Frauen gezogen zu werden. Der Bordcomputer stellt dementsprechend fest, dass bei den Männern beschleunigte Atmung, erhöhte Schweißproduktion, schnellerer Herzschlag und erhöhter Blutdruck zu verzeichnen ist. Kirk, dem dies nicht geheuer ist, lässt die Befunde nicht ins Protokoll aufnehmen. Mudd erklärt danach süffisant, dass er sich dem Arrangieren von Ehen zwischen schönen Frauen von abgelegenen Planeten und einsamen Siedlern verschrieben habe. Der Computer enttarnt dies als Lüge, was zu dem Einwand Mudds führt, dass das eben von nun an sein Vorhaben sei, was von den Frauen mit einem zustimmenden Schweigen bekräftigt wird.

Mudds Pläne

Als die Enterprise nur noch auf Batteriestrom läuft, verlassen Kirk und Spock den Raum. Mudd verspricht den Frauen, ihnen auf dem Lithiumplaneten wohlhabende Männer zu verschaffen, während er selbst die Enterprise zu übernehmen beabsichtigt.

Sonderbare Ereignisse

Während die Enterprise weiterfliegt, passieren einige merkwürdige Dinge. Ruth kommt auf der Krankenstation bei McCoy vorbei. Als sie sich dort einer Instrumententafel nähert, beginnt diese zu blinken. McCoy kann sich das nicht erklären und fragt Ruth, ob sie ein spezielles Parfüm oder etwas Radioaktives an sich hätte.

Kirk wird währenddessen in seiner Kabine von Eve erwartet. Sie versucht, den Captain zu verführen, schreckt dann aber davor zurück. Sie sagt, dass sie Kirk möge und nicht mehr tun will, was Mudd ihr sagt, woraufhin sie die Kabine verlässt.

„Das Mittel“

Während Mudd mit Ruth und Magda überlegt, wie sie weiter agieren sollen, wenn sie auf Rigel XII ankommen, kommt Eve herein. Sie streitet sich mit Mudd darüber, dass sie nicht mehr bei seinen Plänen mitmachen möchte. Zudem gehe es ihr nicht gut und sie müsse wieder „das Mittel“ nehmen.

Kirk ist auf der Brücke zurück und macht seiner lethargischen Mannschaft deutlich, dass sie sich zusammenreißen solle. Er wundert sich mit McCoy, warum die Frauen eine solche Anziehungskraft haben. Dabei kommt der Gedanke auf, dass sie eine Illusion sein könnten, erzeugt von einer unbekannten Spezies.

Die Enterprise nähert sich Rigel XII und die Frauen in der Kabine von Mudd haben sich verändert. Ihre Schönheit ist verschwunden und sie sehen jetzt völlig gealtert aus. Sie sind verzweifelt und verlangen nach Pillen von Mudd, die Eve als „Cheat“ bezeichnet. Als dieser die kleinen, rot glitzernden Pillen findet und die Frauen sie schlucken, verwandeln sie sich zurück in ihre schöne und hypnotisch wirkende Form. Mudd nimmt mit einem Kommunikator Kontakt zu den drei Bergleuten auf Rigel auf.

Auf Rigel XII

Die drei Bergleute von Rigel kommen auf die Brücke der Enterprise und ihr Anführer, Ben Childress, fordert im Gegenzug zu den Lithium-Kristallen die drei Frauen und die Freilassung von Mudd. Kirk ist empört und verweigert den Deal. Mudd und die Frauen erscheinen auf der Brücke und ziehen sofort die Bergleute in ihren Bann. Childress und Mudd geben Kirk zu verstehen, dass er früher oder später einwilligen muss.

Die Energie der Enterprise schwindet, weshalb sich Kirk auf Rigel XII beamen lässt und auf der Station die drei Männer trifft, die ausgelassen mit zwei der drei Frauen tanzen und feiern. Eve steht abseits und schaut sich den draußen tobenden Magnetsturm an. Als Childress sie nach einem Tanz fragt und diese ihn verneint, fängt er mit den anderen beiden eine Prügelei um Ruth und Magda an. Alle drei scheinen wie wild um die Gunst der Frauen buhlen zu wollen. Eve stürmt entsetzt aus der Station in den gefährlichen Magnetsturm, woraufhin Childress ihr hinterherläuft.

Während Kirk wieder auf der Brücke ist und erfährt, dass jetzt nur noch weniger als fünf Stunden Zeit bleiben und jede Kommunikation mit dem Planeten aufgrund des Sturmes abgebrochen ist, wird die Lage immer dramatischer.

Childress findet die bewusstlose Eve draußen und bringt sie in sein Quartier. Nachdem beide geschlafen haben und sich darüber streiten, dass Childress sich unhöflich Eve gegenüber benimmt, verwandelt sich Eve wieder in ihre ältere Erscheinungsform. Childress ist darüber wütend und wirft ihr ihre Hässlichkeit und ihre angeblich langweilige Art vor, da sie ihm nicht dankbar genug ist, dass sie bei ihm sein kann. Als er sich immer mehr in seine Wut steigert, geht die Tür auf und Kirk und Mudd kommen herein.

Aphrodites Macht in einer Pille

Mudd klärt auf, was es mit Eve und den übrigen Frauen auf sich hat. Sie und alle männlichen Figuren um sie herum stehen unter dem Einfluss der Venus-Droge, die Mudd den Frauen gegeben hat. Durch sie werden Männer muskulöser und aggressiver und Frauen weiblicher und schöner.

Venus bzw. Aphrodite

Hier taucht nun die Göttin Venus, die römische Version der Göttin Aphrodite, auf. Diese stand in der antiken Götterwelt für Schönheit und die Liebe. Bei dem Dichter Hesiod wird Aphrodite aus dem Meer geboren bzw. steigt empor aus dem Schaum des von Kronos abgetrennten und ins Meer geworfenen Glied des Uranos. Aphrodite wurde daraufhin von Eros und Himeros in den Olymp geführt, wo die Bewohner des Olymps um Aphrodite als Ehefrau buhlten. Sie heiratete schließlich den körperlich entstellten Hephaistos, den sie neben anderen mit dem Kriegsgott Ares betrog. Wie die Frauen auf der Enterprise, wurde auch Aphrodite auf dem Olymp von den männlichen Mitbewohnern umworben und umkämpft. Bei Homer hingegen ist sie die außereheliche Tochter von Zeus und der Dione, also von Beginn an auf dem Olymp verwurzelt.

Die Griechen verehrten sie nicht nur als das Weibliche, mit seiner verführerischen, aber auch der anmutigen Seite, sondern auch als Beschützerin der Seefahrer, Schirmherrin der Ehe und der Tugenden. Zudem wird ihr keine unbedeutende Rolle am Ausbruch des Trojanischen Krieges zugeschrieben. Die Römer übernahmen die Aphrodite dann als Venus in ihren Götterkanon.

Aphrodite besaß einen Gürtel, der sie unwiderstehlich machte und sowohl Götter als auch Sterbliche dazu brachte, sich in seine Trägerin zu verlieben. Diese Macht besaß nicht einmal der Göttervater Zeus, wie Aphrodite sich rühmte. Den Gürtel lieh sie u.a. Hera, die damit Zeus verführt, um ihn zu überlisten. Denn dieser schläft nach dem Liebesakt ein und Poseidon kann ungestört zugunsten der Griechen in den Trojanischen Krieg eingreifen.

Sterbliche (und Götter) im Bann der Venus-Droge

Wenn Mudd den Frauen die Venus-Droge gibt, entfaltet sich dieselbe Wirkung wie beim Gürtel der Aphrodite. Ihr wahres Aussehen wird verborgen und sie werden unwiderstehlich für Männer. So wie die hypnotisierte Crew der Enterprise und die Bergleute, die sich um die Frauen prügeln, war wohl auch Zeus von der Wirkung des Gürtels und der darin enthaltenen Macht der Aphrodite eingenommen.

Dass die Männer nur von der Wirkung der Droge angezogen werden und nicht von den Frauen selbst, wird in der Folge am Ende noch einmal kritisch aufgegriffen. Eve, die den Schwindel satthat und nicht länger aufgrund ihres Aussehens, sondern um ihrer selbst willen geliebt werden will, schwört der Pille ab. Zum Schluss kann Captain Kirk mit Hilfe von nachgeahmten Gelatine-Pillen beweisen, dass die Frauen die Pillen gar nicht brauchen, denn ihre wahre Schönheit kommt von innen.

Im Star Trek-Roman „Der Turm zu Babel“ von Christopher L. Bennett wird die Venus-Droge übrigens aus dem Pheromon der Orioner hergestellt. Das Orion-Syndikat versucht zwar, die illegale Droge zu unterbinden, ist damit aber mäßig erfolgreich.

Die Götter und das Star Trek-Universum

Dieser kleine Ausflug in die griechisch-römische Mythologie ist erst der Beginn einer ganzen Reihe von Antikenrezeptionen im Star Trek Universum. Denn Götter werden z.B. in der Folge Who mourns for Adonais (Der Tempel des Apoll – Staffel 2, Folge 2) als Aliens eingeführt, die die Erde vor Urzeiten besucht haben. Nachdem sie auf dem Olymp gelebt und dann irgendwann in Vergessenheit geraten sind, ziehen sie sich auf ihren Heimatplaneten Pollux IV zurück. Wie es dann weiterging und wie die Götter der Griechen und Römer weiterlebten, hat Michael Kleu hier ausführlich untersucht.

Mudd's Women
Photo: Rabea Weil
Rabea Weil

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