Caesar, Attila und Co. Comics und die Antike (Rezension)

Das 2014 von Filippo Carlà herausgegebene Buch Caesar, Attila und Co. Comics und die Antike legt seinen Schwerpunkt zwar eindeutig auf Comics, die keine phantastischen Elemente beinhalten, weist aber dennoch einige Aspekte auf, die auch für die Untersuchung der Antikenrezeption in der Phantastik interessant erscheinen.

Werfen wir also einen Blick auf den Sammelband, wobei in unserer Besprechung zumindest ein paar Comics Erwähnung finden, die die Antike mit phantastischen Elementen vermischen.

Das Vorwort von Comics und die Antike

Im Vorwort unterstreicht der Herausgeber die zunehmende Bedeutung der Antikenrezeption als Forschungsfeld, wobei er anmerkt, dass manche Medien – wie z.B. Comics – in den bisherigen Untersuchungen eher vernachlässigt wurden.

Innerhalb der vorhandenen Literatur zum Thema macht Filippo Carlà zwei methodische Mängel aus. Einerseits habe der Fokus bisher auf Reihen gelegen, die wie Asterix und Obelix gänzlich in der Antike spielen, während andere Reihen, die nur gelegentlich die Antike thematisieren (z.B. einzelne Abenteuer aus Disneys Lustiges Taschenbuch), sowie Einzelcomics häufig außen vor geblieben seien.

Außerdem habe sich die Wissenschaft bisher zu wenig mit den Schöpfer*innen entsprechender Comics auseinandergesetzt und gefragt, aus welchen Gründen diese ihre antiken Szenarien wählten und wie sie sich hier Hintergrundwissen erarbeiteten.

Daher ist es das Ziel des Buchs Caesar, Attila und Co. Comics und die Antike einen Beitrag zur Schließung der bisherigen Forschungslücken zu leisten, indem der Sammelband möglichst viele unterschiedliche Typen von Comics thematisiert und gleichzeitig die Schöpfer*innen jener Werke miteinbezieht.

Ganz bewusst geht es dem Herausgeber auch darum, die oft vernachlässigten europäischen Comic-Traditionen hervorzuheben, weshalb US-amerikanische Werke nur am Rande Erwähnung finden.

Für die Freund*innen anderer antiker Kulturen ist es sicherlich schmerzlich, erst im Vorwort zu erfahren, dass mit dem Titel Comics und die Antike ausschließlich die römische Antike gemeint ist. Da der Sammelband außerdem die Welt des Mythos weitestgehend ausklammert, geht es also in der Regel um Comics, deren jeweilige Handlung in der antiken römischen Welt spielt oder diese in irgendeiner Form rezipiert.

Genius Loci (Michele Petrucci)

Im ersten Kapitel erklärt uns der Künstler Michele Petrucci, wie ihn der Umstand, dass er in der Nähe des Flusses Metauro aufgewachsen ist, dazu inspirierte, ein nach diesem Fluss benanntes Comic über den 2. Punischen Krieg zu entwerfen. Denn hier ereignete sich 207 v.Chr. die Schlacht am Metaurus, in der Hannibals Bruder Hasdrubal einem römischen Heer unterlag und den Tod fand.

Abgesehen von diesen autobiographischen Einblicken erläutert Michele Petrucci erfreulich detailliert, welche antiken Quellen und welche Forschungsliteratur er las, um sich in die Thematik einzuarbeiten. Hinzu kamen diverse Romane, Verfilmungen, Comics sowie frühneuzeitliche Bildkunst.

Ducarius der Gallier (Giovanni Brizzi & Sergio Tisselli)

Auch im zweiten Kapitel bleiben wir bei Hannibal und dem 2. Punischen Krieg. In diesem Fall haben sich der Althistoriker Giovanni Brizzi und sein Freund, der Comiczeichner Sergio Tisselli, zusammengetan, um gemeinsam die Geschichte des Galliers Ducarius zu erzählen.

Bei dem Gallier Ducarius handelt es sich um einen Mann aus dem Stamm der Insubrer, der laut Livius (22,6) in der Schlacht am Trasimenischen See den römischen Konsul tötete, da dieser ein paar Jahre zuvor für einen blutigen römischen Angriff auf die Insubrer verantwortlich gewesen war.

Da wir nicht sonderlich viel mehr über diesen Ducarius wissen, oblag es nun Giovanni Brizzi als Althistoriker, die Lebensgeschichte dieses Mannes unter Hinzunahme gewisser übernatürlicher Aspekte historisch glaubwürdig auszuschmücken und zu erweitern.

Aufgrund wohlwollender Kritiken folgte auf den Band Occhi di lupo (Die Augen des Wolfs) unter Mithilfe von Giovanni Marchi mit Foreste di morte (Die Wälder des Todes) eine weitere Geschichte um Ducarius, wobei es diesmal um die verheerende römische Niederlage im Silva Litana geht (Liv. 23,24).

Es folgen Überlegungen zum Problem, historische Ereignisse in Comicform wiederzugeben, die beispielsweise um didaktische Bildunterschriften kreisen, die einerseits von fundamentaler Wichtigkeit sein können, gegebenenfalls aber zu einem langweiligen Comic führen, weshalb sich die beiden Autoren dafür aussprechen, dass der Text nicht die Zeichnungen erklären soll, sondern letztere für sich selbst stehen müssen.

Wichtig ist Brizzi und Tisselli jedoch, dass der historische Hintergrund immer adäquat recherchiert und die historische Rekonstruktion nicht zu oberflächlich sein sollte.

Lateinische Schullektüre im Comic (Michaela Hellmich)

Von Hannibal gelangen wir schließlich zu Michaela Hellmichs Gedanken zur sinnvollen Verwendung lateinischer Comics im Schulunterricht. Hierbei steht für die Autorin zunächst im Vordergrund, dass Comics den Schüler*innen antike Texte verständlicher und einprägsamer präsentieren und auf diese Weise einen freundlicheren und entspannteren Einstieg in die Welt antiker Texte ermöglichen können.

Dieser Überlegungen veranschaulicht Hellmich an einem Auszug aus ihrem Buch Caesar, Der Gallische Krieg, das Caesars berühmtes Werk in Form eines Comics für den Schulunterricht präsentiert.

Was die Verwendung von Comics im altsprachlichen Unterricht angeht, macht die Autorin zwei Problemfelder aus, von denen das erste die historische Genauigkeit betrifft. So gibt es zwar Asterix & Obelix auch auf Latein, doch dienen die Hefte dieser Reihe natürlich primär der Unterhaltung, weshalb manches dargestellt wird, was nicht der antiken Realität entspricht, wodurch Schüler*innen falsche Vorstellungen übernehmen könnten.

Das zweite Problemfeld manifestiert sich, wenn die Idee eines altsprachlichen Comics schlichtweg an der Umsetzung scheitert. So kommt es etwa vor, dass ein Comic viel zu viel Text aufweist und somit seinen eigentlichen Charakter verliert. Andererseits ist es möglich, dass eine Erzählung zu sehr an das Medium Comic angepasst wird und nicht mehr viel mit dem Original gemeinsam hat.

Das Kapitel endet mit eindrucksvollen Erläuterungen Hellmichs zu ihrer praktischen Umsetzung eines antiken Texts in ein Comic, wobei sie es sich zum Ziel setzt, das authentisch zu visualisieren, was der Text inhaltlich vermitteln möchte.

Caesars Gallischer Krieg als didaktischer Comic (Martin Lindner)

Wir bleiben thematisch bei Caesars De bello Gallico, wenn wir uns mit Martin Lindner dem von Faber (Walter Schmid) und Rubicastellanus (Karl-Heinz von Rothenburg) entworfenen Comic Bellum Helveticum zuwenden.

Zu den Stärken des Comics zählt Lindner, dass Caesars ursprünglicher Text in der Regel in einer Dialogform präsentiert wird, wobei im Anhang die Originalpassage zu finden ist und immer transparent bleibt, was auf welche Weise geändert wurde. Auch variiert das Comic im Sinne einer dynamischeren Erzählweise gelegentlich die Reihenfolge der Passagen oder führt kleinere Kürzungen durch.

Als angenehm empfindet der Autor außerdem, dass kleinere Anspielungen nicht erläutert werden, sondern Faber und Rubicastellanus der Leserschaft zutrauen, manches auch einfach eigenständig einordnen zu können.

Es folgen zahlreiche Detailbeobachtungen, die interessante Kniffe der beiden Comicschöpfer aufzeigen, den Beginn von Caesars De bello Gallico in ein Comic umzusetzen.

Daran schließt Lindner Überlegungen an, inwiefern ein solcher Comic gewinnbringend im altsprachlichen Unterricht eingesetzt werden kann. Auch kommt er wie Michaela Hellmich auf das Problem zu sprechen, dass zu viel Text ein Historien- oder Literaturcomic leicht zu einer illustrierten Textausgabe machen kann.

Rom in der DDR-Comicserie Mosaik (Thomas Kramer)

Die DDR-Comicserie Mosaik erschien von 1955 bis 1990 und erfreute sich einer bemerkenswerten Beliebtheit. Im Rahmen der Reihe erschien von Dezember 1957 bis November 1958 (Hefte 13 – 24) eine jeweils 24 Seiten umfassende humoristische Erzählung über drei Charaktere namens Dig, Dag und Digedag, die per Zeitreise etwa um das Jahr 300 n.Chr. im spätantiken Rom landen und dort verschiedene Abenteuer erleben.

Autor Thomas Kramer beleuchtet mit Hannes Hegen und Lothar Dräger zwei führende Köpfe hinter dem im Römischen Reich spielenden Erzählstrang und weist in diesem Zusammenhang auf Drägers klassisch-humanistische Bildung und Hegens Liebe für US-Historienfilme hin. Insgesamt betrachtet stuft er die Geschichten als „Comicromance“ ein, also als Erzählungen, die die Antike nur als eher locken Hintergrund verwenden, während die eigentliche Handlung z.B. einem Karl May-Roman entspringen konnte.

Im November 1958 erwirkte politischer Druck, dass die Rom-Reihe zugunsten von Geschichten, die besser zum sowjetischen Sputnik-Programm passten, eingestellt wurde.

Römische Erotik im italienischen Comic (Filippo Carlà)

Seit den 1960er Jahren erschienen in Italien vermehrt die sogenannten „schwarzen Comics“ (fumetti neri), die sich mit Verbrechen, Gewalt und Sex beschäftigten. Da bei erotischen Comics das Setting, in das die jeweilige Erzählung eingebettet ist, für eine gewisse Abwechslung sorgen kann, war es nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann auch die Antike als Hintergrundwelt für sexuelle Darstellungen genutzt wurde.

In diesem Kontext stellt Filippo Carlà bemerkenswerterweise fest, dass erotische Geschichten ganz eindeutig die römische Welt bevorzugen, was der Autor darauf zurückführt, dass zu dieser Zeit die allgemeine Vorstellung die griechische Welt im neoklassischen Sinne mit einer weißen Welt aus Marmor und außerdem mit – primär männlicher – gleichgeschlechtlicher Liebe assoziierte.

Die Überlieferung sowie moderne Vorstellungen vom alten Rom bieten diesbezüglich hingegen ganz andere Möglichkeiten, was sich etwa an Messalina zeigt, der dritten Frau des Kaisers Claudius, der die antiken Zeugnisse diverse sexuelle Ausschweifungen nachsagen. Dementsprechend erfreute sich eine von 1966 bis 1974 in 185 Heften erschienene Comic-Serie zu Messalina großer Beliebtheit.

Ähnlich verhält es sich mit Kaiserin Theodora, der Frau des byzantinischen Kaisers Justinian, über deren Sexualverhalten sich besonders der spätantike Prokopios von Caesarea detailliert auslässt. So erschien auch zu Theodora in den Jahren 1972 bis 1973 eine Comic-Reihe mit 52 Teilen. Die ebenfalls 1972 bis 1973 erschienene Reihe Pompea behandelt in immerhin 23 Heften schließlich eine fiktive Frau Namens Pompea, die im Rom des Jahres 64. n.Chr. lebt.

Allen drei in der römischen bzw. byzantinischen Kaiserzeit angesiedelten Comics ist gemein, dass sie trotz des Zeitgeistes der 1960er und 1970er Jahre sehr konservativ und chauvinistisch ausfallen.

Schließlich kommt Filippo Carlà noch kurz auf die zweibändige Serie Historik (1971) zu sprechen, die anders als die bisher genannten Reihen in der römischen Frühzeit (etwa 753 – 390 v.Chr.) spielt und bei der keine weibliche Hauptfigur im Vordergrund steht.

Caesar, Attila und Co. Comics und die Antike
Photo: Michael Kleu

Ein Lied für Kaiser Nero (Patrick Schollmeyer)

Aufgrund seiner besonderen Popularität darf der römische Kaiser Nero natürlich nicht in der Welt des Comics fehlen. So nimmt sich Patrick Schollmeyer mit Ein Lied für Kaiser Nero eine Erzählung aus Walt Disneys Lustiges Taschenbuch Nr. 162 vor, die ursprünglich 1988 in Italien erschienen ist und in der Micky Maus, Goofy und Pluto per Zeitreise an den Hof ebenjenes Kaisers gelangen.

Hierbei zeigt sich, dass der Comic das negative Nero-Bild der Historienmalerei sowie der Spielfilme aufgreift und den letzten Vertreter der julisch-claudischen Dynastie dementsprechend als einen schlecht singenden gefährlichen Unsympathen präsentiert.

Das goldene Halsband (Dorothée Šimko)

Ein ungewöhnlicher archäologischer Fund, der 1980 in Kaiseraugst ausgegraben wurde, führte acht Jahre später dazu, dass sich Dorothée Šimko in Form eines Kinderkrimis eine Hintergrundgeschichte für diesen Fund ausdenken wollte. Statt des Kinderkrimis entstand ein Comic, der sich zum Ziel setzte, trotz der erfundenen Geschichte aus wissenschaftlicher Perspektive ein authentisches Bild der Antike sowie des archäologischen Fundes zu bieten.

Dabei erwies es sich für die Primarlehrerin sowie den Zeichner Roloff (Rolf Meier) als äußerst schwierig und zeitaufwendig, ein authentisches Bild der Antike zu präsentieren, zumal mehrere Expert*innen in die Entwicklung des Comics involviert waren und deren jeweiligen wissenschaftlichen Vorstellungen umgesetzt werden mussten. Denn anders als ein Roman zeigt ein Comic die Erzählwelt und muss daher auf Details achten, die man bei einer rein literarischen Umsetzung hätte ignorieren können.

Jedenfalls haben sich aus Sicht der Autorin alle Mühen gelohnt. Auf die Geschichte Prisca und Silvanus. Unruhige Zeiten in Augusta Raurica folgte ein zweiter Band mit dem Untertitel Die Zerstörung von Augusta Raurica, wobei sich beide Bände schließlich beim Publikum der erhofften Beliebtheit erfreuten.

Kaiser Julian: Apostasie und Comics (Maria G. Castello)

Julian Apostata ist in der allgemeinen Wahrnehmung besonders dadurch in Erinnerung geblieben, dass er als Kaiser die alten paganen Kulte wiederzubeleben versuchte, als sich das Christentum eigentlich bereits durchgesetzt zu haben schien. Nach einem schönen Überblick über die dementsprechend spannende Rezeptionsgeschichte Julians stellt Maria G. Castello drei Comics vor, in denen Julian in Erscheinung tritt.

Dies ist zunächst 1980 im Satire-Comic Giuliano l’Apostata der Fall, in dem Julian mit der zeitgenössischen katholischen Gesellschaft Italiens und der Politik der Partei Democrazia Cristiana sowie mit der mit dieser verbundenen Kirche abrechnet.

Weiter geht es mit den 1990er Jahren und der Reihe Warrior Nun Areala, in der bewaffnete Nonnen im Namen des Vatikans gegen das Böse kämpfen. Zu den Hauptfeinden dieser Gruppierung zählt Julian Salvius, bei dem es sich in Wahrheit um Julian Apostata handelt, der anders als seine historische Vorlage nicht im Perserfeldzug gefallen ist, sondern mittlerweile als Dämon sein Unwesen treibt. Optisch erinnert der Julian dieser Comic-Reihe laut Maria G. Castello eher an einen Nazi-Parteileiter als an einen römischen Kaiser, wobei er statt eines Hakenkreuzes ein Pentagram als Zeichen trägt.

In den Niederlanden begann Ken Broeders 2009 eine Reihe namens Apostata, die anders als die bisher vorgestellten Comics das Leben des realen Julian nachzuzeichnen versucht, wobei Maria G. Castello bei den bis zum damaligen Zeitpunkt erschienen Bänden ein großes Bemühen feststellt, im Wesentlichen den antiken Quellen zu folgen.

Von der Antike in den Weltraum (Valérie Mangin)

Die Comicautorin Valerie Mangin interessierte sich von klein auf für die Antike, was sich auch in ihrer Bildungsbiographie widerspiegelt. Als sie später beschloss, eigene Geschichten zu schreiben, war in gewisser Weise also bereits vorprogrammiert, dass historischen Themen in diesen Erzählungen eine größere Rolle zukommen dürfte.

Da sich die Autorin jedoch stets der Gefahr bewusst war, über ihre Comics falsche Eindrücke von der Antike zu vermitteln, zog sie es vor, die Reihe Le Fléau des Dieux (Die Geißel der Götter) zu übernehmen, die das mit Attila dem Hunnenkönig konfrontierte Römische Reich des 5. Jh. n.Chr. in den Weltraum verlegte. Hier konnte Valérie Mangin Aspekte, die sie weniger interessierten, ausklammern, während sie andere ausbauen und mit Selbsterfundenem vermischen konnte, ohne damit die antike Geschichte zu verfälschen. So ersetzte sie Aetius durch eine Aetia, die statt einer Freundschaft eine Liebesbeziehung zu Attila pflegt.

Später folgte eine im selben Universum spielende Geschichte mit dem Titel Le Dernier Troyen (Der letzte Trojaner), die auf der lockeren Basis von Vergils Aeneis und Homers Odyssee den Mythos von der Gründung des galaktischen Roms wiedergibt. Gemeinsam mit einer dritten Reihe bilden diese Erzählungen die Chroniques de l’Antiquité galactique (Chroniken der galaktischen Antike).

Zu guter Letzt hat es die Autorin dann aber doch noch in die „reale“ Antike verschlagen. Denn als man ihr vorschlug, mit Alix Senator ein Spin-off zu einer Reihe ihrer Jugend zu schreiben, war der Reiz dann doch zu groß, um abzulehnen.

Sex, Gewalt und Barbarentum – Attila im Comic (Andreas Goltz)

Nachdem wir uns gerade eben bereits mit Attila dem Hunnenkönig im Weltraum beschäftigt haben, stellt uns Andreas Goltz nun zahlreiche Comic-Adaptionen dieser historischen Persönlichkeit der Spätantike vor. Hierbei zeigt sich, dass Attila im kulturellen Gedächtnis offensichtlich sehr präsent geblieben ist, weshalb er auch in einer Vielzahl an sehr unterschiedlichen Comicformen aufgegriffen wird.

Das diesbezügliche Spektrum reicht von in der „realen“ Antike spielenden Historiencomics, über Gothic-Horror-Erzählungen mit Attila als Vampir, Marvel– und DC-Comics, erotischen Geschichten, Micky Maus bis zu Sci-Fi- und Fantasy-Erzählungen. Auf diesem Überblick aufbauend schließt Andreas Goltz das Kapitel mit Überlegungen zu der Frage, weshalb sich gerade Attila einer solchen Beliebtheit im Comic erfreut.

Literatur- und Abbildungsverzeichnis

Auf die Beiträge folgen sehr kurze Literaturverzeichnisse sowie ein Abbildungsverzeichnis für die zahlreichen Ausschnitte aus den besprochenen Comics sowie die weiteren bildlichen Darstellungen.

Fazit

Der einzige Punkt, den ich an Caesar, Attila und Co. Comics und die Antike zu kritisieren habe, ist der Umstand, dass es außer einzelnen Hinweisen in der Einleitung keinen Überblick über die Autor*innen gibt. So muss man leider selbst recherchieren, wenn man wissen möchte, weshalb es beispielsweise Sinn hat, dass ausgerechnet Thomas Kramer den Beitrag zur DDR-Comic-Reihe Mosaik verfasst hat.

Ansonsten ist der Sammelband für mich ein voller Erfolg. So ist etwa zu begrüßen, dass die Beiträge vielfach auch die Perspektiven der Comic-Macher*innen einbeziehen und deren Inspirationsquellen und Vorgehensweisen thematisieren. Spannend sind außerdem die zwei Fälle, in denen verschiedene Personen ein Comic aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Aber auch ganz grundsätzlich haben alle Beiträge zahlreiche interessante Aspekte zu bieten, zumal der Fokus auf europäischen Werken liegt, die teilweise weniger bekannt sind.

Dementsprechend erfüllt Comics in der Antike sämtliche Ansprüche, die der Herausgeber selbst in der Einleitung an das Buch gestellt hat. Dazu zählt auch, dass der Sammelband explizit nicht nur für Expert*innen verfasst ist, sondern sich an ein allgemeines Publikum richtet, was sich erfreulicherweise auch in der Preisgestaltung widerspiegelt.

Insofern stellt Comics in der Antike sowohl für Wissenschaftler*innen als auch für andere interessierte Leser*innen eine äußerst spannende Lektüre dar.

Filippo Carlà (Hg.): Caesar, Attila und Co. Comics und die Antike, Darmstadt 2014.

Michael Kleu

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