Antikenrezeption in Star Trek – Ein Überblick

Mittlerweile liegen auf fantastischeantike.de so viele Beiträge über die Antikenrezeption in Star Trek vor, dass es Sinn hat, eine Überblicksseite zu erstellen, die der leichteren Orientierung dienen soll.

TOS – The Original Series

Die Antikenrezeption in Star Trek beginnt gleich mit der ursprünglichen Serie um Kirk, Spock, McCoy und Co. Zunächst denken in diesem Zusammenhang sicherlich alle an drei berühmte Folgen, die jeweils einen sehr deutlichen Schwerpunkt auf die Alte Geschichte legen:

Es gibt aber auch ein paar spannende Folgen, bei denen man etwas genauer hinsehen muss. So erfahren wir in „Balance of Power“ erstmals von den vom Imperium Romanum abgeleiteten Romulanern, während „The Conscience of the King“ eine schöne Caesar und Kleopatra-Rezeption aufweist, die die besondere Rolle unterstreicht, die in diesem Kontext Shakespeare als Mittelsmann der Rezeption zukommt. In der Folge „Mudd’s Women“ wird der Name der Göttin Venus für eine Droge aufgegriffen, die ihre Konsumenten unwiderstehlich erscheinen lässt.

TNG – The Next Generation

Mit einem ausgebildeten Archäologen als Captain liegt es auf der Hand, dass auch TNG gerne alte Kulturen thematisiert. Am bemerkenswertesten ist in diesem Zusammenhang sicherlich die äußerst populäre Folge „Darmok“, deren Gilgamesch-Rezeption uns Louise Pryke vorstellt:

  • Darmok (Darmok) – Staffel 5 Folge 2

VOY – Voyager

Bei Voyager liegen grundsätzlich Parallelen zur Odyssee auf der Hand, da die Crew ja wie Odysseus eine jahrelange Odyssee unternimmt, um in die Heimat zurückkehren zu können. Aber auch die Folge „The Favorite Son“ greift die Odyssee auf, wenn sie die Sirenen prominent ins Zentrum der Aufmerksamkeit setzt. Die die Folge „Barge of the Dead“ stellt uns die Vorstellungen vom klingonischen Totenreich vor, die ganz offensichtlich an griechische Vorbilder angelehnt ist und in diesem Rahmen auch wieder die Sirenen thematisiert.

DISCO – Discovery

Die Star Trek-Serie „Discovery“ wurde durch mehrere kleine Episoden ergänzt, die unter dem Titel „Short Treks“ laufen. Und genau hier habe ich die meiner Meinung nach bemerkenswerteste Antikenrezeption in Star Trek gefunden. Eine Odyssee-Rezeption auf sehr hohem Niveau!

Raumschiffnamen mit Antikenbezug

Selbstverständlich dürfen wir meine kleine Liste mit Raumschiffen aus dem Star Trek-Universum nicht vergessen, deren Namen von der antiken Welt inspiriert worden sind:

Übergreifende Überlegungen

In einem Artikel, der sich auf das berühmte „To explore strange new worlds. To seek out new life and new civilizations. To boldly go where no-one has gone before.“ konzentriert, zeigt Daniel B. Unruh Parallelen zwischen Star Trek, der Odyssee und dem Gilgamesch-Epos auf.

Podcast

Und natürlich ist die Antikenrezeption in Star Trek auch immer wieder ein Thema in unserem Podcast:

  • Episode 2: Anubis-Cosplay & Antikenrezeption in Star Trek und Star Wars
  • Episode 13: Rebecca Haar über Star Trek und Dr Who als moderne Mythen
  • Episode 18: Archäologie in Star Trek

Raumschiff Eberswalde – Das 1701-Museum

Ganz besonders stolz bin ich auf das kleine Interview, das wir mit Benjamin Stöwe über sein Star Trek-Museum geführt haben:

Wissenschaftliche Literatur

Bei so vielen Einzelbeobachtungen kann es nicht verwundern, dass es schon einiges an wissenschaftlicher Literatur zur Antikenrezeption in Star Trek gibt. Bisher haben wir hier die folgenden Werke besprochen oder verwendet:

Baker, Djoyme: „Every Old Trick is New Again“ – Myth in Quotations and the Star Trek Franchise, in: Matthew Wilhelm Kapell: Star Trek as Myth. Essays on Symbol and Archetype at the Final Fronier, Jefferson, North Carolina 2010, 80-91.

Brown, Sarah Annes: ‘Plato’s Stepchildren’. SF and the Classics, in: L. Hardwick/Chr. Stray (Hgg.): A Companion to Classical Receptions, 2008, 415-427.

Kovacs, George: Moral and Mortal in Star Trek: The Original Series, in: B.M. Rogers/B.E. Stevens (Hgg.): Classical Traditions in Science Fiction, Oxford/New York 2015, 199-216.

Wenskus, Otta: „Soft“ Science Fiction and Technical Fantasy: The Ancient World in Star Trek, Babylon 5, Battlestar Galacticaand Dr Who, in: Pomeroy, Arthur J. (Hrsg.): A Companion to Ancient Greece and Rome on Screen, Malden, MA 2017, 449–466.

Wenskus, Otta: Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike, Innsbruck 2009.

Antikenrezeption Star Trek
Photo: Thessa Kleu
Michael Kleu

4 Kommentare zu „Antikenrezeption in Star Trek – Ein Überblick

Gib deinen ab

  1. Über die Barge of the Dead habe ich vor kurzem wieder nachgedacht und mich gewundert… mit den griechischen Vorstellungen vom Fährmann macht das durchaus Sinn. Aber eine Schiffs-Analogie ohne Bezug zu klassischer griechischer Mythologie den Klingonen zu geben, wäre SEHR seltsam, da Q’onoS doch ohne Wasser ist.

    Der „Darmok“ ist TNG at its best. Ich liebe, wie hier die Ideen, die tief in der DNA von TNG stecken, mit einer erfrischend anderen „Andersartigkeit“ von Aliens und Antikenrezeption zusammengebaut werden.

    Mein Mann und ich haben TNG nun mal wieder angefangen, sind nun in der zweiten Staffel. Mir kommt es so vor, als müsste „The Last Outpost“ aus der ersten Staffel irgendwie Antikenbezug haben, aber ich komme nicht drauf und habe vielleicht ein fehlleitendes Gefühl – einzig zur fernöstlichen Geschichte wird über das Zitat von Sun Tzu Bezug hergestellt.

    …und ich war viel zu lange nicht hier!

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