Ruby Blondell: Helen of Troy in Hollywood
In ihrem Buch Helen of Troy in Hollywood untersucht die Altertumswissenschaftlerin Ruby Blondell die Darstellung der Helena in Film und Fernsehen, wobei die von ihr ausgewählten Fallbeispiele den Zeitraum von 1926 bis 2004 und somit beinahe das komplette 20. Jahrhundert abdecken. Der im Titel verwendete Begriff Hollywood ist in diesem Zusammenhang im übertragenen Sinne zu verstehen, da die Autorin in ihrer Studie nicht nur große Blockbuster, sondern auch kleinere Produktionen und TV-Serien betrachtet und dabei alles miteinbezieht, was mit kommerzieller Intention für ein US-amerikanisches Publikum produziert wurde.
So widmet sich die erste größere Sinneinheit des Buchs dem frühen Hollywood und dabei besonders dem Film The Private Life of Helen of Troy aus dem Jahr 1927. Weiter geht es im zweiten Teil des Buches mit den großen Blockbustern Helen of Troy (1956) und Troy (2004), bevor im dritten Abschnitt schließlich anhand der Serien Star Trek (TOS) und Xena: Warrior Princess sowie der BBC-Verfilmung Helen of Troy (2003) TV-Produktionen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.
Stärken und Schwächen von Helen of Troy in Hollywood
Bei der Lektüre des Buches drängt sich gelegentlich der Gedanke auf, dass es sich eigentlich nicht um eine Monografie im klassischen Sinne handelt, als vielmehr um eine Ansammlung mehrerer Einzelstudien zu einem gemeinsamen Oberthema. Hinzu kommt, dass die Auswahl der im Buch besprochenen Serien und Filme letztlich auf Ruby Blondells persönliche Interessen zurückzuführen sein dürfte und dementsprechend nicht zwingend auf wissenschaftlichen Kriterien beruht.
Dem steht gegenüber, dass die einzelnen Kapitel der Untersuchung für sich genommen ebenso spannend wie ergiebig sind und das Buch manche Aspekte wie etwa das Casting der Helena-Darstellerin in jedem Abschnitt behandelt, sodass dennoch durchaus ein roter Faden vorliegt. Richtig stark ist, wie Ruby Blondell jede Produktion in den Kontext ihrer Entstehungszeit mitsamt den dann geltenden Schönheitsidealen etc. einordnet. Im positiven Sinne bemerkenswert ist schließlich außerdem, dass die Autorin auch journalistische Filmbesprechungen und Diskussionen in Internetforen heranzieht, um Rückschlüsse auf die öffentliche Wahrnehmung einer jeden Produktion und besonders der Darstellung der Helena zu gewinnen.
Mein Eindruck von Helen of Troy in Hollywood
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und auch einiges bei der Lektüre gelernt. So habe ich mir vor dem Buch etwa noch nie Gedanken darüber gemacht, wie schwierig es ist, eine geeignete Darstellerin für Helena zu finden, da es sich bei dieser ja in der griechischen Mythologie um die schönste Frau der Welt handelt und man dementsprechend – zumindest theoretisch – eine Schauspielerin benötigt, die dies für einen Großteil des Publikums glaubhaft verkörpert.
Insofern kann ich Helen of Troy in Hollywood allen empfehlen, die sich für die Antike in Film und Fernsehen oder für Filmgeschichte interessieren. Über das sehr schöne Literaturverzeichnis erschließt sich dann leicht die Lektüre für thematische Vertiefungen.
Meine ausführliche Besprechung dieses Buches findet Ihr frei zugänglich bei der Bryn Mawr Classical Review.
Ruby Blondell: Helen of Troy in Hollywood, Princeton & Oxford 1923.

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