Veröffentlicht: 15. Juli 2019 – Letzte Aktualisierung: 4. März 2020
Vorbemerkung Michael Kleu
Heute freue ich mich sehr, meine Übersetzung eines Beitrages veröffentlichen zu dürfen, den Julie Labregère ursprünglich in französischer Sprache für Antiquipop verfasst hat und der hier im Original nachzulesen ist. Julie Labregère schreibt an der Universität Tours eine Doktorarbeit in Kunstgeschichte und interessiert sich eben so sehr für die Etrusker wie auch für Horrorfilme, was im folgenden Artikel eine wunderbare Synthese bildet.
“The Etruscan Horror Picture Show” – Die Etrusker im Horrorfilm
Die Etrusker in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
Seit dem 19. Jh. hat sich ein von Rätseln und Faszination geprägtes Bild von den Etruskern entwickelt, das auf bestimmten Aspekten von deren Kultur basiert, von denen besonders der Totenkult, die religiösen Riten sowie die Praktiken der Wahrsagekunst zu nennen sind. Dieses Bild tritt zuerst in der archäologischen Literatur der Romantik und danach in der ersten Hälfte des 20. Jh. bei mehreren italienischen Autorinnen und Autoren auf.
Die archäologischen Entdeckungen
Zu Beginn des 19. Jh. setzen mit der Entdeckung großer Nekropolen intensive archäologische Forschungen im südlichen Etrurien ein. Die Familie Campanari aus der Toskana und der Prinz von Canino, Lucien Bonaparte, untersuchten ab den 1820er Jahren die Nekropolen von Volci.1 Gegen 1830 werden bei Cerveteri (Caere) mehrere bedeutende Gräber entdeckt, von denen besonders das 1836 entdeckte Regolini-Galassi-Grab über außergewöhnlich reiche und unbeschädigte Grabbeigaben verfügte.2 Kurze Zeit später entwickeln sich die Nekropolen bei Tarquinia zum Zentrum der archäologischen Aktivität in dieser Region. Die dortigen Gräber sind zwar kleiner, doch beinhalten sie Fresken, die der Welt die Farben und die Bestattungsriten des antiken Etruriens präsentieren.
Etruskisches Hügelgrab bei Cerveteri (Photo: Udimu [(CC BY-SA 4.0)])
Die etruskischen Stätten – wie z.B. das Labyrinth von Porsenna bei Chiusi 3 – sind reich an populären Legenden über verborgene Schätze und Flüche, die diejenigen treffen, die die Gräber schänden. Manchmal basieren diese Geschichten auf älteren Vorstellungen, doch stammen eine Menge von ihnen aus dem 19. Jh., also der Zeit, in der die archäologischen Entdeckungen und der Antiquitätenhandel ein regelrechtes „Goldfieber“ in der von Armut und Malaria geprägten Region Maremma auslösten.
Im 19. und 20. Jh. entwickelte sich die Theorie vom Fortbestand und Überdauern der Etrusker in der Toskana im Mittelalter und der Renaissance. Diese Idee vom Überleben etruskischer Besonderheiten und Traditionen in der Toskana wurde 1921 von Fritz Weege in Etruskische Malerei verteidigt,4 doch handelt sich dabei um ein Thema, das zuvor schon bei Luigi Lanzi, George Dennis und Pericle Ducati in der archäologischen Literatur behandelt wurde.5 Karl Scheffler erkannte, dass die etruskische Kunst zwar von der Form her griechisch ist, sich jedoch ein gotischer Kern in ihr verberge (Der Geist der Gotik, 1917).6 Die Wiederentdeckung der Ertrusker geht zu Beginn des 20. Jh. mit einem Revival des Gotischen und des Primitiv-Ursprünglichen in Europa und in Italien mit einer Bejahung einer philo-italischen historiographischen Tradition einher.
Gabriele D’Annunzio und Curzio Malaparte
In der ersten Hälfte des 20. Jh. interessierten sich die beiden italienischen Schriftsteller Gabriele D’Annunzio (1863‑1938) und Curzio Malaparte (1898‑1957) für die etruskische Scheinwelt, besonders für die mit Melancholie und einem unheimlichen und morbiden Ruf beladenen Orte und Landschaften.
Gabriele D’Annunzio
D’Annunzio besucht die kleine toskanische Stadt Volterra 1907 zum ersten Mal, ein zweiter Aufenthalt folgt im Jahr 1909 und inspiriert ihn zum Roman Forse che sì forse che no (dt. Vielleicht – Vielleicht auch nicht, 1910).7 Den Rahmen der Geschichte bilden ein Liebesdrama um Leidenschaft, Grausamkeit, Wahnsinn und den Inzest innerhalb der Familie Inghirami, einer der ältesten und berühmtesten Familien von Volterra, von der sich mehrere Mitglieder für die Archäologie ihrer Heimatstadt interessieren.8 Das etruskische Thema im Roman erscheint wie eine mythologische Figur von höllischer Beschaffenheit und erinnert an diejenige aus Dantes Inferno. Bestimmte Elemente des Romans verweisen explizit auf die etruskische Vergangenheit Volterras, so etwa ein Besuch des archäologischen Museums Guarnacci oder das Grab der Familie Inghirami.
Curzio Malaparte
Curzio Malaparte verfasst mehrere Erzählungen über eine Reise in die Toskana: zunächst Il dorato sole dell’Inferno etrusco und Paesaggio del Lazio (1936 im Journal Il Corriere della Sera erschienen) und dann Donne tra le tombe/Apollo etrusco/Guardiani di Maremma.9 Nicht zuletzt erzählt er von seinem Aufenthalt in Tarquinia, wobei die unterirdischen Gräber beim Autoren Vorstellungen von Tod und Krankheit hervorrufen. Die Landschaften sind grau und melancholisch, geprägt durch einen dunklen Schrecken: „[…] così sottile è la crosta di terra che divide i morti dai vivi inquel misterioso paese.“ (… derart dünn ist die Kruste der Erde, die die Toten von den Lebenden trennt, in diesem mysteriösen Ort).
Sein letzter Besuch führt ihn in das Grab des Orkus, das auch Grab der Unterwelt genannt wird.10 Das Grabmahl verwandelt sich dann im Rahmen einer traumhaften Vision. Die etruskischen Götter scheinen Gestalt anzunehmen und den Erzähler bei einem wahrhaftigen Abstieg in die Unterwelt zu begleiten, vor dem es kein Entkommen gibt: „[…] sulla riva di un fiume oscuro efetido“ (… an das Ufer eines dunkeln und stinkenden Flusses). Als Leserin oder Leser nimmt man an der surrealistischen Verwandlung realer Landschaften teil, geprägt durch eine finstere Schönheit als Trägerin einer tiefen Angst vor Tod und Verlassenheit.
Die Faszination für die etruskischen Fresken, die man bei Malaparte vorfindet, insbesondere für diejenigen, die dämonische Figuren und andere teuflische Gottheiten repräsentieren, werden später ein wiederkehrendes Element in italienischen Horrorfilmen der 1970er und 1980er Jahre sein. Doch tritt das etruskische Motiv zunächst in den amerikanischen Hollywoodproduktionen auf den Leinwänden in Erscheinung.
Die Etrusker in Hollywood-Produktionen
Die Entstehung des Horrorfilms
In den 1920er Jahren markiert das deutsche expressionistische Kino die Entstehung des Genres des Horror- oder Gruselfilms (Das Cabinet des Dr. Caligari, R. Wiene 1920; Nosferatu, F. Murnau 1922). In Hollywood tritt dieses neue Genre ein paar Jahre später mit den Stummfilmen Tod Brownings in Erscheinung. 1931 produziert Universal drei große Filme: Frankenstein (James Whale), Dracula (Tod Browning) und Doctor Jekyll and Mister Hyde (Rouben Mamoulian). Diese sind enorme kommerzielle Erfolge, die das Studio dazu bringen, in den Jahren 1930 bis 1940 weitere „Monsterfilme“ zu produzieren (Universal Monsters oder Universal-Horror). Einer der berühmtesten dieser Filme ist Karl Freunds The Mummy von 1932, der vom sogenannten Fluch des Tutanchamun inspiriert wurde, der sich um die mysteriösen Tode mehrerer Entdecker drehte, die 1922 das Grab des Pharaos geöffnet hatten.11 Es folgten verschiedene Fortsetzungen wie The Mummy’s Hand, The Mummy’s Tomb, The Mummy’s Curse und weitere mehr.
Curse of the Faceless Man
Ein Film, der wie eine Variante dieser Thematik erscheint, wird 1958 realisiert: Curse of the Faceless Man. Dieses Mal dient nicht das Alte Ägypten als Hintergrund für die Geschichte, sondern Pompeji. Der Leichnam eines in der Asche versteinerten Mannes wird bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt. Dabei werden auch einige Objekte gefunden, die sich in seinem Besitz befunden haben, wozu besonders ein Bronzemedaillon mit einer etruskischen Inschrift zählt. Da es sich bei dieser Inschrift um einen Fluch handelt, ist es naheliegend anzunehmen, dass der gesichtslose Mann ein Gladiator etruskischer Herkunft ist, der sich nach seinem Tod mit Hilfe von Kräften, die er von den Göttern seiner Vorfahren erhalten hat, an Rom rächen wollte. In der Folge ereignen sich jedes Mal merkwürdige Morde, wenn sich jemand allein beim versteinerten Mann befindet.
Das etruskische Element wird im Film nur angedeutet und es finden sich keine visuellen Bezüge. Die etruskische Inschrift wird nicht gezeigt, nur die englische Übersetzung erscheint auf der Leinwand. Dennoch verleiht der etruskische Ursprung des schrecklichen Wiedergängers dem Film sein essenzielles übernatürliches Element. Die etruskische Kultur erscheint hier zutiefst religiös und mit einem Ahnenkult versehen. Insgesamt bildet sie einen absoluten Gegensatz zu Rom und seiner Eroberungspolitik. Man hat den Eindruck, dass es sich nur um eine Verlegung der Vorstellungen vom Alten Ägypten in ein Pompeji-Setting handelt und nicht um eine wirkliche Erinnerung an etruskische Orte oder Personen.
Etruskische Nekropole, Norchia (Photo: Ulrich Mayring [(CC BY-SA 3.0)])
Das Omen
Erst 1976 baut das amerikanische Kino im Anschluss an den enormen Erfolg von The Exorcist erneut etruskische Elemente in einen Film ein. Es handelt sich um The Omen von Richard Donner mit Gregory Peck und Lee Remick in den Hauptrollen. Ein Teil der Handlung spielt in Italien. Die Frau eines in Rom eingesetzten amerikanischen Diplomaten erleidet eine Totgeburt. Als im selben Krankenhaus ein Neugeborenes seine Mutter bei der Geburt verliert, entscheidet sich Robert Thorn (Gregory Peck), das Kind zu adoptieren, ohne dass seine Frau etwas davon ahnt. Damien wächst heran und erweist sich als schrecklich böse. Schließlich stellt sich heraus, dass er die Inkarnation des Antichristen ist und über die Macht verfügt, Hunde und verschiedene Menschen zu kontrollieren, die ihm blindlings folgen.
Die etruskische Dimension des Films tritt nur in einer Szene in Erscheinung, doch ist dies die schrecklichste und maßgeblichste Szene des ganzen Films. Auf der Suche nach den wahren Ursprüngen Damiens besucht Thorn in Folge merkwürdiger Enthüllungen eines sterbenden Mönches gemeinsam mit dem Photographen Jennings den Friedhof von Cerveteri. Das Dekor nimmt gotische Elemente wie die Nacht, den Wind, den Friedhof umzäunende verrostete Eisengitter oder die aufdringliche Vegetation auf. Im Zentrum eines alten etruskischen Friedhofes liegen zwei neuere Gräber. Eines dieser Gräber ist das von Damiens Mutter und beinhaltet das Skelett eines Schakals. Ein anderes Grab beinhaltet den Leichnam des wahren Sohns des Diplomaten, dem der Schädel eingeschlagen worden ist. In dem Moment, in dem die beiden Männer die furchtbare Entdeckung machen, werden sie von gefährlichen Hunden attackiert.
Somit nimmt der Film eine Thematik auf, die man schon bei D’Annunzio oder Malaparte findet. Die etruskische Nekropole ist eine Metapher für einen Abstieg in die Unterwelt oder Hölle, aber auch ein Ort, an dem die Lebenden mysteriöse Mächte wahrnehmen können. Die Anwesenheit der Hunde erinnert an eine bildliche Darstellung aus dem Grab der Auguren in Tarquinia, die das Spiel des Phersu repräsentiert. Hier attackiert ein Hund im Rahmen einer Art blutigen Rituals einen am Kopf vermummten Gefangenen.12 Der Hund ist ein Vermittler zum Jenseits, symbolisiert in „Das Omen“ aber auch das Animalische und das Pagane.
Phersu auf der Flucht (Grab der Auguren, 6. Jh. v.Chr.) [Gemeinfrei]
Die Etrusker im italienischen Thriller (Giallo)
Der Giallo
Man musste bis 1972 warten bis die Etrusker die Ehre hatten, zum ersten Mal in einem italienischen „Giallo„, einem Subgenre des Thrillers, in Erscheinung zu treten: L’Etrusco uccide ancora (dt. Das Geheimnis des gelben Grabes) von Armando Crispino. Das Genre des Giallo erlebt in Italien seine Sternstunde zwischen den 60er und 80er Jahren. Der Giallo ist irgendwo zwischen Krimi, Horrorfilm und Erotikfilm einzuordnen und ist von amerikanischen Vorlagen inspiriert.13 Der Name rührt daher, dass in Italien der Verlag Mondadori die Farbe Gelb – giallo auf Italienisch – für das Cover ihrer Krimis nutzte. Gegen Ende der 60er und während der 70er Jahre durchlebt Italien eine Periode der politischen Instabilität und täglicher Gewalt, die als „Jahre des Bleis“ bezeichnet wird. In diesem Kontext der Gewalt erscheint 1963 mit Mario Bavas La Fille quien savait trop (The Girl who knew too much), dessen Titel eine Hommage an Alfred Hitchcock darstellt, der Giallo auf den Kinoleinwänden. Das Szenario vom oben genannten L’Etrusco uccide ancora spielt sowohl mit den typischen Elementen des Giallo als auch mit den Vorstellungen, die die etruskische Zivilisation umgegeben wie etwa rituelle Gewalt und Erotik.
L’etrusco uccide ancora – Das Geheimnis des gelben Grabes
Die durch die Erfindung des Nistri-Periskops durch Carlo Maurilio Lerici, einem Ingenieur aus Mailand,14 ermöglichte Entdeckung zahlreicher etruskischer Fresken in Tarquinia wenige Jahre zuvor, stellt den Ausgangspunkt des Filmes dar. Die erste Szene zeigt die Arbeit von Etruskologen bei der Erforschung intakter Gräber im Untergrund von Tarquinia. Dank dieser neuen Technik werden in sieben Jahren 6.000 Gräber mit um die 20 gut erhaltenen Fresken entdeckt.15
Der Protagonist des Films ist Jason Porter, ein amerikanischer Archäologe, der in Tarquinia, auf einem Grundstück seines Freundes Nikos Samarakis ein etruskisches Grab entdeckt, das Fresken enthält, die ein menschliches Paar zeigen, die dem Gott Tuchulcha zu Ehren als Menschenopfer dargebracht werden. Die Sonde, die Porter verwendet, um die Malereien innerhalb des Grabes zu photographieren, wird gestohlen und wie eine Waffe für ein blutiges Verbrechen verwendet: Ein junges Paar wird im Inneren eines anderen Grabes in der Nekropole von Tarquinia ermordet. Andere Morde, die ebenfalls Ähnlichkeiten aufweisen mit den Darstellungen der von Porter entdeckten etruskischen Fresken, ereignen sich danach in Spoleto, wo sich Samarakis und seine Familie aufhalten. Der mysteriöse Mörder geht immer nach dem gleichen Muster vor: Er benutzt einen Stab, um seine Opfer zu töten, nachdem er Verdis Requiem hat abspielen lassen und den weiblichen Opfern ein Paar roter Pumps angezogen hat. Vor jedem Mord erscheint auf der Leinwand begleitet von beängstigender Musik von Riz Ortolani eine Nahaufnahme von einem Bild, das das Gesicht des Tuchulcha darstellt. Kommissar Giuranna führt Befragungen durch und erstellt eine Liste der Hauptverdächtigen, die sich letztlich als unschuldig erweisen. Daher bietet das Ende des Films keinen Schlüssel zur Identifikation des Mörders und lässt die phantastischen Elemente unaufgelöst im Raume stehen.
Das Originelle des Films liegt im historischen Kontext und den Drehorten, die der Erzählung eine schaurige und bedrohliche Note verleihen. Der Kontext der etruskischen Archäologie ist nicht nebensächlich, sondern bildet das Herz der Geschichte und der Spannung. Teilweise in den Nekropolen von Tarquinia und Cerveteri/Caere gedreht, verwenden die Kulissen gleichzeitig den monumentalen und labyrinthischen Charakter der großen Gräber von Caere sowie das dämonische Bild der etruskischen Fresken von Monterozzi in Tarquinia. Dabei werden Malereien, Flachreliefs, Sarkophage, Skulpturen oder Vasen verwendet, alles Bilder, die dem Publikum mehr oder weniger bekannt sind und es ermöglichen, ein wahres „etruskisches“ Ambiente zu schaffen, das die Betrachterinnen und Betrachter berührt.
Tuchulcha
Die Darstellung des Tuchulcha im Film ist von mehreren etruskischen Fresken aus Tarquinia inspiriert. Der bedrohliche Aspekt ist jedoch eine Erfindung des Films: die etruskischen Dämonen wie Charun, Vanth oder Tuchulcha können eine monströse Erscheinung haben mit ihren Schnäbeln und greifvogelartigen Klauen, dem Schlangenhaar, der blauen Haut, doch erweisen sie sich ihren menschlichen Begleitern gegenüber niemals als bedrohlich. Aufgrund fehlender literarischer Zeugnisse sind uns diese Gottheiten von den Namen her und hinsichtlich vieler weiterer Aspekte kaum bekannt, doch ist ihre Rolle als Psychopompos (Begleiter der Seelen in das Totenreich) auf Basis der etruskischen Ikonographie eindeutig. Sie verkörpern den Tod und sind mit angsterregenden Attributen versehen, doch scheinen sie eher die Verstorbenen, die sie begleiten, vor Gefahren zu beschützen, die diesen auf dem Weg ins Jenseits auflauern, und ihnen dabei zu helfen, die verschiedenen Etappen ihres Weges zu passieren (Pfortensymbole sind in der etruskischen Ikonographie sehr präsent).16
Charun (Anina-Grab, Tarquinia, Ende 3. Jh. v.Chr.) [Photo: Julie Labregère]
Ritratto di donna velata – Das Portrait einer verschleierten Frau
1974 nutze das öffentlich-rechtliche italienische Fernsehen wiederum das geheimnisvolle Image und die Gräberfelder der Etrusker in einer Produktion des Senders RAI für den Film Ritratto di donna velata (dt. Das Portrait einer verschleierten Frau). 1974 fertiggestellt, wurde der Film, der in fünf einstündige Episoden unterteilt ist, für ein Jahr aufs Abstellgleis verschoben und erst Ende 1975 ausgestrahlt, da die Entscheidungsträgerinnen und -träger des Fernsehsenders die Thematik für zu speziell für ein großes Publikum hielten. Doch änderten sie ihre Meinung schnell wegen des Erfolges der jungen Schauspielerin Daria Nicolodi in Dario Argentos Profondo Rosso (dt. Rosso – Die Farbe des Todes), da diese in Ritratto di donna velata eine Hauptrolle übernommen hatte. In schwarz-weiß gedreht, spielt der Film mit einer beängstigenden und melancholischen Atmosphäre. Die Handlung ereignet sich im Wesentlichen in Volterra, im Dorf des Grafen Certaldo. Dessen reiche Familie zeichnet sich wie die Familie Inghirami in Gabriele D’Annunzios Roman Forse che sì forse che no durch Wahnsinn, Inzest und besonders auch durch unerklärliche Morde aus. Das von Nebeln und Winden geprägte Volterra erscheint wie beim Schriftsteller als eine Metapher für Wahnsinn und eine grundlegende Melancholie an einem Ort von etruskischem Ursprung. Im Vorspann jeder Episode wird eine merkwürdige etruskische Bronzestatue gezeigt, die „Ombra della Sera“ genannt wird und im Museum Guarnacci de Volterra zu sehen ist.
Ombra della sera [Photo: Sailko (CC BY 2.5)]
Die antiken Etrusker sind nicht nur während des gesamten Filmes im Hintergrund präsent (eine Archäologin arbeitet für die Certaldos), sondern auch ganz zentral in der surrealistischen und dramatischen finalen Szene, die sich innerhalb eines etruskischen Grabes abspielt, in das die Heldin wie in Trance durch einen Erdrutsch durch den Schutt nach unten sinkt. Das Eindringen in die Welt der Toten erscheint wie bei d’Annunzio und Malaparte wie ein wahrer Abstieg in die Unterwelt. Dieses dramatische Ende ist mit einem anderen immer wiederkehrenden etruskischen Motiv verbunden: dem Fluch. Der Legende nach, ist die Familie Certaldo von einer alten Prophezeiung betroffen: ein Schatz sei im Bauch der Erde versteckt und von etruskischen Geistern bewacht. Eine Graburne enthüllt die notwendigen Informationen zur Entdeckung der geheimen unterirdischen Passage, die zu den antiken Schätzen führt: Statuen, Vasen und Goldschmuck sind dort ebenso für immer verborgen wie ihre Schänder.
Le Notti del terrore – Die Rückkehr der Zombies
Bald nach dem Erfolg, den L’Etrusco uccide ancora beim Publikum hatte, nehmen mehrere Horrorfilme der Z-Serie zu Beginn der 1980er Jahre das etruskische Element in den italienischen Gore-Filmen auf. Le Notti del terrore (dt. Die Rückkehr der Zombies, 1981) von Andrea Bianchi ist als einer der schlechtesten Horrorfilme jener Zeit bekannt, da Szenario und Darsteller fast inexistent sind. Der Sinn des Films liegt einzig darin, besonders blutige Horrorszenen sowie besonders explizite Sexszenen zu zeigen. Der Anfang der 1980er Jahre stellte gerade in Italien eine Blütezeit solcher Gore-Filme dar. Die Handlung ist recht simpel: Drei Pärchen sind eingeladen, eine Nacht bei einem reichen Industriellen zu verbringen. In der Nähe des Herrenhauses erwecktbefreit ein zu neugieriger Archäologe eine Legion ausgehungerter lebender Toter. Die etruskischen Zombies verbreiten in einer Nacht voller Alpträume Angst und Schrecken auf dem Anwesen. Die Kulisse, die einen Eindruck von der etruskischen Welt vermitteln soll, ist absolut lächerlich und erscheint wie ein Sammelsurium an Überbleibseln römischer Art. Eine Szene, in der eine der Personen wie Hamlet einen etruskischen Schädel bewundernd betrachtet, ist besonders amüsant, wobei die übrigen Szenen vom gleichen Schlag sind.
Assassinio al cimitero etrusco – Mord auf einem etruskischen Friedhof
Sergio Martinos Assassinio al cimitero etrusco (dt. Mord auf einem etruskischen Friedhof, 1982) spielt gleichermaßen mit dem Phantastischen und dem Schrecken, zu dem die etruskischen Grabstätten und Dämonen anregen.Wie bei Le Notti del terrore handelt es sich auch hier um einen Film von miserabler Qualität, auch wenn der Regisseur versucht, einem annähernd psychologischen Ansatz den Vorzug zu geben, statt ausschließlich auf blutige und schreckliche optische Effekte zu setzen. Das Szenario erinnert an das von L’Etrusco uccide ancora, doch ist es in Bezug auf dramatische Spannung und die Psychologie der Charaktere minderwertig. Arthur Blanc, ein angesehener Ethnologe und Spezialist für die etruskische Zivilisation untersucht in Italien Grotten und entdeckt dabei ein perfekt erhaltenes etruskisches Grab. Direkt nach dieser Entdeckung beginnt seine Frau eine mysteriöse Stimme zu hören und es ereignet sich eine Serie von immer bestialischer werdenden Morden. Die großartige Innendekoration der Nekropole führt die Zuschauerinnen und Zuschauer in eine Welt, die im Wesentlichen realen etruskischen Gräbern entspricht. Man findet gigantische Statuen und merkwürdige Labyrinthe, aber auch Malereien, die die etruskischen Fresken aus Tarquinia imitieren. Die Visionen der Witwe des Archäologen sind mit einer mysteriösen etruskischen Gottheit verbunden. Die Eröffnungsszene des Films stellt übrigens in einer Art Flashback in die Antike einen ihrer Träume dar, in dem sie zum Klang geheimnisvoller Worte eines Priesters bei der rituellen Tötung junger Menschen hilft. (Bei den Wörtern handelt es sich tatsächlich um eine Liste etruskischer Begriffe, die jedoch ohne Sinn angeführt werden.) Das übernatürliche Element wird recht gut behandelt, aber leider sind andere Elemente des Szenarios wie die Geschichte der Drogenhändler, die ihre Beute in der Nekropole verstecken, eher verrückt als gruselig.
Das etruskische Motiv bei zwei Meistern des italienischen Horrors: Pupi Avati und Dario Argento
Zeder (dt. Zeder – denn Tote kehren wieder) von 1983 zählt weder zum Gore- noch zum Giallo-Genre, doch präsentiert er sich wie ein wahrer Fantasyfilm mit Horroreinschlag an originalen Schauplätzen und mit einer angsterregenden Atmosphäre. Die Etrusker stellen nicht das zentrale Element dieses Filmes dar, sind aber eng verbunden mit der Idee der „K-Gebiete“. Stefano, ein junger Journalist, entdeckt, nachdem er sich eine alte Schreibmaschine gekauft hat, dass diese das Leben des Wissenschaftlers Paolo Zeder in sich verborgen hält. Stefano beginnt also, in das Leben dieser Person einzutauchen, die in den 1950er Jahren entdeckt hat, dass manche Gebiete mit einer besonderen Energie aufgeladen sind, die sogenannten K-Gebiete. Diese Gebiete verleihen Toten, die in ihnen beigesetzt werden, die Möglichkeit, zu den Lebenden zurückzukehren. Besonders gilt dies für die Nekropole von Spina, wobei die dort spielenden Szenen tatsächlich in Marzabotto gedreht wurden, einer anderen etruskischen Stelle bei Bologna. Die verlassene Feriensiedlung, in der sich eine Teil der Handlung abspielt, erinnert an einen anderen aufgegebenen Ort, der zu Beginn der 1980er Jahre berühmt wurde: die psychiatrische Anstalt von Volterra, die 1978 endgültig geschlossen wurde. Einer der dort für lange Jahre untergebrachten Patienten hat zahlreiche graphische Zeichnungen hinterlassen, die teilweise an etruskische Schriftzeichen erinnern. Es handelt sich um Oreste Nannetti, genannt NOF4, dessen Werk dank des Interesses eines Pflegers und eines Photographen gerettet wurde.17 NOF4 wird danach als einer der bedeutendsten Künstler der italienischen „Art brut“ betrachtet und eine große Retrosperktive seines Werkes wurde 2011 im Museum von Lausanne ausgestellt.18 Man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob Pupi Avati von Volterra zu seinem Film inspiriert wurde, aber man kann festhalten, dass die Anspielung auf etruskische Nekropolen im Zentrum verlassener Ferienanlagen und Geisteskrankheit Themen sind, die an das dunkle Volterra von Gabriele D’Annunzio oder Ritratto di donna velata erinnern.
La sindrome di Stendhal – Das Stendhal Syndrom
Dario Argento ist ohne Zweifel einer der Meister des italienischen Horrorkinos und hat nie die etruskische Antike als ein zentrales Thema in einem seiner Filme behandelt, die eher psychologisch als phantastisch sind. Aber es ist interessant, die Beklommenheit festzuhalten, die sich in einer kurzen Szene aus „La sindrome di Stendhal“ (dt. Das Stendhal Syndrom, 1996) freisetzt, die im etruskischen Museum der Villa Julia in Rom gedreht wurde. Die von Asia Argento, der Tochter des Regisseurs, verkörperte Heldin ist eine junge Ermittlerin bei der Polizei, die sich als anfällig für seltsame Halluzinationsanfälle erweist, die sie ereilen, wenn sie Werken der Kunst gegenübersteht (daher auch der Titel des Films.) Als überlebendes Opfer eines Serienkillers wird sie selbst immer aggressiver gegenüber ihren Familienangehörigen, wobei sie keine Erinnerungen an diese aggressiven Krisen hat. Anlässlich eines Aufenthaltes in ihrem Geburtsort Viterbe bringt ihre eine Vision eine Episode aus ihrer Kindheit zurück, in der sie mit ihrer Mutter, die kurz danach verstorben ist, das etruskische Museum in Rom besucht hat. Sie sieht wieder die Trance, die sie vor dem Sarkrophag eines Ehepaares ergreift, die erste von einer langen Serie. Der Kontrast zwischen dem Lächeln der Skulpturen und dem durch einen Sarkrophag gegebenen Bezug zu Beisetzungen führt zu einem Ausbruch des sorglosen Glückes der Kindheit, das gewaltsam und schmerzhaft durch den Tod der Mutter strapaziert wurde, was das erste verschiedener psychologischer Traumata der Heldin auslöste. Ein furchteinflößenderes Element tritt auf, wenn die Kamera den Antefix des Portonaccio-Heiligtums (Veies) anvisiert, auf dem die bedrohliche Fratze einer Gorgone zu sehen ist. So nutzt Dario Argento mit Subtilität etruskische Elemente, indem er um den Sarkrophag eines Ehepaares eine starke von Nostalgie und Mysterium geprägte Emotion bewirkt.
Sarkrophag eines Ehepaares (Villa Giulia, Rom, 600 v.Chr.) [Photo: Gerhard M (CC BY-SA 3.0)]
Schlussbetrachtungen
Dieser Überblick über Horrorfilme, die die etruskische Antike neuinterpretieren, erlaubt eine interessante Bilanz.19 Zunächst einmal kann man festhalten, dass es eine bemerkenswerte Kontinuität zwischen denjenigen Vorstellungen gibt, die in der Literatur entstanden sind, und denjenigen, die das italienische Kino erschaffen hat. Dies gilt besonders für Volterra, eine Stadt, die von einer geheimnisvollen und melancholischen Aura umgeben ist, die auch den Wahnsinn und das Übernatürliche berührt, was besonders Orte aus seiner etruskischen Vergangenheit betrifft, die einen Bezug zum Jenseits und zu vergangenen Zeiten herstellen. Man muss außerdem festhalten, dass sich in beinahe allen Filmen, die wir betrachtet haben, Charaktere zu einem gewissen Zeitpunkt in einer etruskischen Nekropole befinden. Jeder Regisseur rekreiert die Begräbniswelt der Etrusker nach seinen eigenen Vorstellungen mit mehr oder weniger viel Realismus. Dennoch kann man bestimmte allgemeine Punkte beobachten: Es geht immer um eine unterirdische Welt und die Präsenz stark evokativer Bilder wie Malereien, Statuen, Sarkrophage, die die Rolle symbolischer Wächter übernehmen. Der Abstieg in eine Nekropole oder in ein Grab ist eine Metapher für einen Abstieg in die Unterwelt und Kontakt mit mysteriösen oder unheilvollen Mächten. Ein anderes wiederkehrendes Element ist die Verbindung zwischen Visionen, Halluzinationen, Träumen und der etruskischen Vergangenheit. In jedem Film wird einer der Charaktere von Nachrichten heimgesucht, die aus dem Jenseits kommen oder ist ein Opfer von althergebrachten Flüchen.
Schließlich führen die Fresken aus Tarquinia in Form von Erotik und Schaurigkeit als Vorstellung von den Etruskern und ihrer Religion zu einer letzten Gemeinsamkeit, was sich besonders im Opfern junger Paare zu Ehren einer Gottheit manifestiert. Daraus ergibt sich schnell eine wichtige Beobachtung: Das Bild der Etrusker im Kino und besonders im Horrorfilm rückt ziemlich nah an das des Alten Ägyptens oder das des antiken Orients. Dennoch hat die Wahl Etruriens zur Folge, dass sich die italienischen Regisseure Orten zuwenden, die dem Publikum wohl bekannt sind, seien es nun die etruskischen Nekropolen oder die Ortschaften Zentralitaliens. Dies ermöglicht es, einerseits das Budget zu reduzieren und gleichzeitig bei den Zuschauerinnen und Zuschauern die Angst zu verstärken, indem der phantastische und geheimnisvolle Charakter sich in der Nähe befindender archäologischer Stätten hervorgehoben wird. Es bleibt festzuhalten, dass die Etrusker im Kino beinahe nur in Horrorfilmen in Erscheinung treten. Auch der italienische Sandalenfilm hat es in den 1960er Jahren gewagt, sie in Erscheinung treten zu lassen,20 doch wird dies durch das geringe Wissen über die etruskische Zivilisation sowie den Mangel an Quellen und berühmten Persönlichkeiten behindert. Heute kann man sich dank des Fortschritts innerhalb der Forschung vorstellen, dass ein Cineast einen historischen Film über Etrusker durchaus zu schätzen wissen könnte, wie es ja auch bei den zahlreichen Filmen zur römischen Antike der Fall ist. Doch es scheint, dass ihr geheimnisvolles Image und ihre Begräbnisriten fest an den Etruskern haften und niemand sich wagt, andere Aspekte ihrer Zivilisation auf die Leinwand zu bringen.
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Pareti 1947 : L. PARETI, La Tomba Regolini-Galassi del Museo gregoriano etrusco e la civiltà dell’Italiacentrale nel sec. VII A. C., Cité du Vatican, 1947.
Sannibale 2012 : M. SANNIBALE, « La Principessa Etrusca della Tomba Regolini Galassi », dans N. Ch. Stampolidis (dir.), Principesse del Mediterraneo all’alba della Storia, catalogue d’exposition (Athènes, Museum of Cycladic Art, 2012), Athènes, 2012, p. 306‑321.
Scheffler 1917 : K. SCHEFFLER, Der Geist der Gotik , Leipzig, 1917.
Weege 1921 : Fr. WEEGE, Etruskische Malerei, Halle, 1921.
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Anmerkungen
- Vgl. in diesem Zusammenhang besonders Buranelli 1991 und Gaultier 2013.
- Vgl. zur Entdeckung des Regolini-Galassi-Grabes Sannibale 2012 sowie die ältere aber sehr umfassende Publikation von Pareti 1947.
- Fabrizi 1987.
- Weege 1921.
- Lanzi 1789 und Ducati 1939.
- Scheffler 1917, p. 81.
- D’Annunzio 1910.
- Unter den bekannteren Mitgliedern der Familie kann man Tommaso Fedra Inghirami (1470‑1516) nennen, der Humanist und Schriftsteller am Hof Papst Léons X. war und dessen berühmtes Portrait Raphaël 1509 fertiggestellt hat. Curzio Inghirami (1614‑1655) war ein Fälscher, der im Mittelpunkt des Geredes stand und lebhafte Debatten am Hof des Großherzogs der Toskana ausgelöst hatte, indem er behauptete, antike Fragmente etruskischer Texte in sonderbaren vergrabenen Kapseln entdeckt zu haben, die er als „scarith“ bezeichnete. Dabei handelte es sich um von ihm erdachte Fälschungen, die aber seine diesbezüglichen Kenntnisse über sowie sein Interesse an der etruskischen Zivilisation belegen. Francesco Inghirami (1772‑1846) schließlich war ein Etruskologe, Graveur und renommierter Zeichner, der das Gravurattelier Poligrafia fiesolana bei Florenz gegründet hatte.
- Bezüglich der redigierten Texte im Zusammenhang mit dieser Reise vgl. Martellini 2009.
- 1868 entdeckt, weist das Grab des Ogers (auf Italienisch eigentlich „Tomba dell’Orco“, wobei sich l’Orco auf den Orcus, die Unterwelt der antiken Römer, bezieht) zwei große Grabammern mit Fresken auf, die in den Zeitraum zwischen dem 4. und 3. Jh. v.Chr., zu datieren sind und Szenen mythologischer Orte auf der Reise Verstorbener ins Jenseits repräsentieren.
- Diese Legende wurde von den Journalisten kurz nach dem plötzlichen Tod Lord Carnarvons, dem Geldgeber der Ausgrabungen, im März 1923 kreiert. Die Ärzte schlossen auf eine tödliche Blutvergiftung, die durch die Infektion eines Moskitostiches ins Gesicht ausgelöst wurde. Aber schon bei der Öffnung des Grabes im November 1922 verbanden die Arbeiter die Räumlichkeiten mit einem schlechten Omen. Wenige Tage zuvor war eine Klapperschlange – die Schlange des Pharaos – in den Käfig von Howard Carters Kanarienvogel gekommen und hatte diesen getötet. Die Journalisten sahen aufgrund des mysteriösen Todes des Kanarienvogels in Lord Carnavon das erste Opfer eines bösen Fluches. In 12 Jahren fertigten sie eine Liste von 27 mit der Expedition im Zusammenhang stehenden Personen an, wobei mysteriöse Todesfälle in Verbindung mit der Entdeckung des Grabes gebracht wurden.
- In Bezug auf das Ritual oder „Das Spiel des Phersu » vgl. besonders Emmanuel-Rebuffat 1983, p. 421‑438 und Jannot 1993.
- Um mehr zu den Verbindungen zwischen Popkultur und modernen Legenden im italienischen giallo zu erfahren, vgl. Koven 2006 und Koven 2014, p. 203‑210.
- Die angewandte Technik bestand darin, an der Stelle eines vermuteten Grabes nach einer Perforation von etwa 10 Zentimetern Durchmesser ein optisches Periskop durch die Decke ins Grab hinabzulassen. Dieses war mit einer Beleuchtung ausgerüstet, die durch eine Photokamera ersetzt werden konnte. Die Rotation des Periskops ermöglichte einen Panoramablick innerhalb des untersuchten Grabes. Am 6. Juli 1958 wurde auf diese Weise das erste Grab mit Fresqen entdeckt, das heute als Grab des Schiffes bekannt ist. Vgl. Lerici 1959.
- Zu den wichtigsten Entdeckungen der Grabmalereien in diesem Jahrzehnt zählen: das Grab der Olympiade (1958), das Cardarelli-Grab (1959), das Grab des Charon (1960), das Grab der Geißelung (1960), das Grab der Jongleure (1961), das Grab des Kriegers (1961), das Grab der Lotusblume (1962), das Grab der Jäger (1962), das Anina-Grab (1967).
- Zu Tuchulcha und den anderen etruskischen Gottheiten und Dämonen, vgl. Jannot 1998 sowie Gaultier und Briquel 1997.
- Manoni und Trafeli 1984.
- Ausstellung Nannetti « colonel astral » aus der Sammlung „Art brut“ in Lausanne vom 13. Mai bis zum 30. Oktober 2011. Für einen Katalog der Ausstellung vgl. Capt 2011.
- Einige Filme, die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung hätten behandelt werden können, sind aus Zeit- und Platzgründen bewusst beiseitegelassen worden, zumal ihre Dokumentation nicht viel Neues zur Thematik beigetragen hätte Zu diesen Filmen zählen „La Maschera Etrusca“ von Ted Nicolau (Die etruskische Maske, 2007) oder „Ossidiana“ von Marcello Felici (1992).
- „Le Vergini di Roma“ (Die Jungfrauen von Rom, 1961) oder „Il Colosso di Roma – Muzio Scevola, 1964“ ([Spartacus -] Der Titan/Held mit der eisernen Faust).
Großartiger Artikel, der dafür gesorgt hat, dass einige neue Filme auf meiner Liste gelandet sind!
Ich musste bei der Lektüre mehrfach an ‚Dellamorte Dellamore‘ denken, obwohl ich nicht weiß, ob der direkt mit etruskischer Symbolik arbeitet. Francesco Dellamorte ist dort, in mehrfacher Hinsicht, ein Friedhofswärter. Denn auf seinem Friedhof stehen die Toten nach sieben Tagen wieder auf und er muss ihnen in den Kopf schießen/sie enthaupten. Als er sich in eine trauernde Witwe verliebt und sie von ihm (oder dem Ossuarium des Friedhofs) ebenfalls angetan ist, schlafen sie an zahlreichen Stellen des Friedhofs miteinander, nach einer Woche gar auf dem Grab ihres verstorbenen Mannes mit der Folge, dass der aufersteht und sie tödlich verletzt. Ab hier gerät Dellamorte in einen Strudel aus Depression und Wirklichkeitsverlust, in dem ihm unter anderem eine Vision des Todes erscheint, die ihm sagt, er solle doch bitte die Lebenden ermorden, nicht die Toten! Und eine exakte kopie der toten Frau, die allerdings eine Penis-Phobie hat, weswegen er eine Penektomie vornehmen lässt… ich glaube es ist der Aspekt des Friedhofs als Tor zur Unterwelt, sowohl mythologisch, als auch zum Unterbewussten, der mich an den Film hat denken lassen, merkwürdig und albern wie er ist.
Freut mich, dass Dir der Artikel gefallen hat! Mir hat der auch so gut gefallen, dass ich es mir angetan habe, ihn zu übersetzen 😉
Mit war der Etrusker-Horror gänzlich unbekannt und ich hatte auch gar nicht mehr „Das Omen“ in diesem Zusammenhang auf dem Schirm.
Da haben sich mir ganz neue Welten aufgetan und ich habe mittlerweile noch einen weiteren Wissenschaftler gefunden, der sich beruflich damit auseinandersetzt.
„DellaMorte DellAmore“ sagt mir gar nichts, hört sich aber nach einem guten Tipp an!
😉
Now I remember this film „Dellamorte Dellamore“, I saw it years ago and I loved it… I don’t think ther’s anything about archaeology or Etruscans but surely there are references to older Italian movies, I think to Dario Argento. And also in the comic Dylan Dog (that inspired the movie) there are references to Etruscan graves. Italian comics are another very interessant cultural field of interpretations of Antiquity by pop culture ! About Italian comics see the nice blog „Fumetti Etruschi“ 😉 https://fumettietruschi.wordpress.com/
Julie, you’re always welcome to write an article on Italian comics 😉
Right now I’m totally into French comics. In particular I’m studying (and enjoying) the works of Christophe Bec. Great stories and interesting receptions of the classical world.