Veröffentlicht: 5. Dezember 2017 – Letzte Aktualisierung: 20. März 2022
Parallelen zwischen Star Trek und der griechischen Mythologie
In seinem Aufsatz Moral and Mortal in Star Trek: The Original Series (Link zum Sammelband) beschäftigt sich George Kovacs mit der Antikenrezeption in der ersten Enterprise-Serie, wobei er das von Gene Roddenberry geschaffene Star Trek-Universum als einen mit einer ausgeprägten didaktischen Intention versehenen Mythos versteht, den man der griechischen Mythologie der Antike in mancherlei Hinsicht gleichsetzen könne.
Spannend ist diesbezüglich etwa Kovacs‘ Ansicht, dass hinsichtlich der Entstehung der jeweiligen Mythen Star Trek: The Original Series (TOS) der griechischen Archaik (etwa 800-500 v.Chr.) und Klassik (ca. 500-323 v.Chr.) entspreche. Wie im Fall der wandernden Sänger (Rhapsoden) und Dichter der archaischen und klassischen Zeit, hätten auch die Autoren der einzelnen TOS-Episoden ihre jeweiligen Erzählungen ursprünglich nicht als Bestandteile einer größeren zusammenhängenden Geschichte betrachtet, sondern eher auf den einzelnen Auftritt bzw. auf die einzelne Episode ausgerichtet.
Wie den späteren hellenistischen Autoren sei es dann den Machern der folgenden Star Trek-Filme und Serien vorbehalten gewesen, die zahlreichen und sich teilweise widersprechenden Informationen ihrer Vorgänger weiterzuentwickeln und auszubauen, wobei sie sich bemühten, Widersprüche innerhalb der älteren Überlieferung aufzulösen und alles in Form eines großen Ganzen miteinander in Einklang zu bringen.
Die konkrete Antikenrezeption
Was die konkrete Antikenrezeption innerhalb der Serie angeht, bespricht Kovacs die Episoden Who Mourns for Adonais (Staffel 2, Episode 2), Plato’s Stepchildren (Staffel 3, Episode 10) und Bread and Circuses (Staffel 2, Episode 25). In Who Mourns for Adonais trifft die Besatzung der Enterprise auf den griechischen Gott Apollon, während Kirk und Co in Plato’s Stepchildren eine Zivilisation kennenlernen, die ihre Verfassung von Platons Schrift Der Staat (Politeia) ableitet. Mit Bread and Circuses wird schließlich ein Planet besucht, auf dem das Römische Imperium nicht untergegangen ist, sondern das 20. Jahrhundert erreicht hat.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang Kovacs‘ Feststellung, dass die Antikenrezeption in allen genannten Fällen sehr oberflächlich bleibt und in Form der Kulisse eher der Eindruck einer gewissen intellektuellen Tiefe vermittelt werden solle als dass eine solche tatsächlich vorhanden wäre. Vielmehr bleibe es der Zuschauerschaft und deren Vertrautheit mit der Antike überlassen, wie sie die betreffende Folge einordnet.
Wie das konkret aussieht, könnt Ihr über die oben verlinkten ausführlichen Besprechungen der genannten Folgen erfahren.
Mehr zur Antikenrezeption in Star Trek findet Ihr hier.
George Kovacs: Moral and Mortal in Star Trek: The Original Series, in: B.M. Rogers/B.E. Stevens (Hgg.): Classical Traditions in Science Fiction. Classical presences, Oxford/New York 2015, S. 199-216.
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