Veröffentlicht: 19. Februar 2021 – Letzte Aktualisierung: 5. Dezember 2022
Göttinnen und Götter in Film und Fernsehen
Göttinnen und Götter glaubwürdig darzustellen, ist in allen Medienformen alles andere als einfach. Besonders schwierig fällt die Darstellung aber sicherlich in Film und Fernsehen, zumindest, wenn es sich nicht um Trickfilme handelt. Hinzu kommt, dass manche Gottheiten ja noch im Dienst sind, es also Menschen gibt, die zum Zeitpunkt der jeweiligen Produktion an sie glauben und dementsprechend empfindlich darauf reagieren können, wenn die Inszenierung eines Gottes oder eine Göttin von den Vorstellungen der Gläubigen abweicht. Noch schwieriger wird es, wenn man bedenkt, dass die Darstellungen von Gottheiten in manchen Religionen schlichtweg unerwünscht ist oder sogar als Sakrileg betrachtet werden kann.
Screening Divinity
Wie wir sehen, ist die Inszenierung von Göttinnen und Göttern auf der Leinwand gegebenenfalls ein ganz schön heißes Eisen. Umso begrüßenswerter ist es, dass Lisa Maurice mit Screening Divinity eine Studie vorgelegt hat, die sich genau dieser Thematik widmet. Dabei gefällt mir besonders gut, dass die Autorin den jüdisch-christlichen Gott sowie Jesus und Maria auf eine Ebene mit den griechisch-römischen Göttinnen und Göttern stellt. Dementsprechend werden sämtliche Gottheiten objektiv und gleichberechtigt behandelt, was natürlich auch der wissenschaftliche Anspruch sein muss.
Die Inhalte des Buches
Nach einer Einführung kommt Lisa Maurice in Screening Divinity zunächst auf die Darstellungen von Gottheiten in Menschengestalt zu sprechen, bevor sie in den folgenden Kapiteln die Inszenierungen von patriarchischen Gottheiten, dem Teufel sowie von männlichen olympischen Göttern und Jesus in den Fokus rückt. Daran schließen Untersuchung der Darstellungen griechischer Göttinnen, der „Muttergottes“ Maria sowie überraschenderweise auch der Maria Magdalena an. Im siebten Kapitel geht es dann um Interaktionen zwischen Menschen und Gottheiten, bevor Grenzverschiebungen wie die Vergöttlichung von Menschen oder die Ermordung von Gottheiten thematisiert werden. In einem kurzen Fazit fasst Lisa Maurice schließlich die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen.
Fazit
Trotz mancher kleineren Mängel ist das Buch insgesamt betrachtet sehr spannend und hat mir vielerlei Impulse gegeben. Allerdings spricht ein Preis von stolzen 102 Euro wohl eher gegen eine eigene Anschaffung. Eine Ausleihe aus der Bibliothek kann ich an der Thematik Interessierten jedoch ausdrücklich empfehlen.
Falls Euch meine knappe Zusammenfassung angesprochen hat, möchte auf meine wesentlich längere Besprechung verweisen, die kürzlich frei zugänglich auf H-Soz-Kult erschienen ist.
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Intressant, dass die Autorin im Kapitel „Gendering the Divine (I): Greek Goddesses on Screen“ (S. 93–126) keine Änderung in der Darstellung von Göttinen über die Zeit hinweg festgestellt hat. Bei der Darstellung von irdischen Frauen in Historienfilmen, sind ja schon Änderungen zusehen. Scheinbar sind Göttinnen fester an Typen gebunden. Gute Rezenssion hoffe die USB Köln erwirbt ein Exemplar.