Als ich vor ein paar Jahren die Cosplayerin Cos Wonder auf Instagram entdeckte, war ich sofort von ihren außergewöhnlichen Wonder-Woman-Cosplays begeistert. Daher erkundigte ich mich irgendwann bei ihr, ob ich nicht vielleicht ein paar ihrer Bilder zur Illustration meiner Artikel über Wonder Woman verwenden dürfte.
Aus ihrer Antwort ging für mich sofort hervor, dass ich Martina – so Cos Wonders bürgerlicher Vorname – unbedingt um ein Interview bitten muss, weil sie in ihrer E-Mail gleich mehrere Punkte ansprach, die mir ungeheuer spannend erschienen. Und da Martina netterweise zusagte, findet Ihr im Folgenden ihre Antworten auf meine Fragen zu ihrem Wonder-Woman-Cosplay.
Mehr zum Thema Cosplays mit Antikenbezug findet Ihr im Anschluss an Martinas Antworten.
Begrüßung
Hallo Martina! Schön, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Dich heute mit uns über Deine Cosplays zu unterhalten!
Vielen Dank für das Interesse an meiner Arbeit. Es ist mir eine Freude, heute mit euch über meine Cosplays zu reden.
Cos Wonders persönlicher Bezug zu Wonder Woman
Wenn man Deinem Instagram-Profil @cos.wonder folgt, kennt man Dich besonders als wirklich großartige Wonder-Woman-Cosplayerin. Magst Du uns ein wenig über Deinen persönlichen Bezug zu Wonder Woman erzählen?
Als kleines Mädchen fand ich Barbies zwar ganz toll, aber irgendwann, als ich mit meinem Onkel unterwegs war, durfte ich mir einen Comic aussuchen und meine Wahl traf auf Wonder Woman. Sie sah so wild, mutig, stark und wunderschön auf dem Comic-Cover aus, das faszinierte mich an ihr sofort.
Ich selbst war als Kind auch eher so die Wilde, zwar ruhig und ziemlich still, war ich aber trotzdem oft im Garten meiner Großmutter damit beschäftigt, mir aus Ästen und einem kleinen Taschenmesser Pfeil und Bogen zu basteln und damit schießen zu üben, weil ich auch ein Robin-Hood-Fan war, der den Armen half und sich nicht unterdrücken ließ. Ein wenig wie die kleine Diana im Film war ich, abenteuerlustig, experimentierfreudig, ein wenig sturköpfig und mit einem großen Herzen für kleine Katzen.
Vielleicht liegt es auch an meinem Namen, denn meine Mutter wollte mich zu meiner Geburt in der Tat erst Diana nennen, nach der Göttin der Jagd. Es wurde dann aber Martina daraus, ebenfalls ein bedeutungsvoller Name, denn der Name Martina kommt aus dem Lateinischen und heißt „dem Kriegsgott Mars geweiht“.
Martina gab es wirklich und wurde später als Märtyrerin heiliggesprochen. Sie ist die Schutzpatronin von Rom und der stillenden Mütter. Sie weigerte sich als frühe Christin, in einem Tempel des Apollon ein Opfer darzubringen. Später wurde sie im Amphitheater den Tieren vorgeworfen, aber der Löwe, der sie verschlingen sollte, legte sich ihr zu Füßen. Passiert mir ständig 🙂
Den Schutzinstinkt für Frauen und Mädchen habe ich anscheinend direkt in die Wiege gelegt bekommen.
Die Namen Diana und Martina
Das ist ja super spannend! Weißt Du, weshalb Dich Deine Mutter nach Diana benennen wollte? Interessierte sie sich damals für antike Geschichte bzw. die griechisch-römische Mythologie? Auch der Name Martina, den Du letztlich erhalten hast, hat ja über den Kriegsgott Mars einen klaren Bezug zur Antike, wie Du eben schon selbst sagtest.
Meine Mutter hatte sich immer für antike Geschichte und besonders für die Götter interessiert. Sie selbst hatte es oft nicht leicht gehabt im Leben und wollte, dass ich die Stärke und den Mut besitze, mich nie unterkriegen zu lassen, und ich die Kraft und den Willen habe, mich zur Wehr zu setzen.
Das Interesse an der Antike
Hat sich das Interesse Deiner Mutter an der Antike auf Dich übertragen?
Meine Mutter und ich schauten damals gemeinsam viele Epen, ich war ein absoluter Fan davon. Im Geschichtsunterricht habe ich die Antike dann förmlich verschlungen und auch in meiner Freizeit las ich viel darüber und gerne wäre ich damals Archäologin geworden.
Geschichte im Schulunterricht
Es gibt ja durchaus das Klischee vom langweiligen Geschichtslehrer, der einfach nur jede Menge Daten runterleiert und bei seinen Schülerinnen und Schülern jedes Interesse für Geschichte im Keim erstickt. Deine Erinnerungen hören sich eher nach spannendem Unterricht an. Ist das richtig?
Also ich fand unser Geschichtsbuch im Unterricht sehr interessant. Die Lehrer wechselten häufiger, aber keiner war langweilig. Eine Lehrerin mochte ich sogar nicht so besonders, sie wollte mal mit meinem Vater reden, da ich meine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, weil ich mich lieber mit anderen Dingen beschäftigt hatte.
Ich wuchs aber ganz ohne Vater auf (und habe damit wieder ein bisschen was mit Diana Prince gemeinsam 🙂 ) , wir hatten einen reinen Frauenhaushalt. Meine ältere Schwester, meine Mutter und ich. Damit traf die Lehrerin bei mir einen wunden Punkt. Das tat meinem Interesse an der Geschichte des Alten Ägyptens, die sie unterrichtete, aber keinen Abbruch und ich verfolgte trotzdem fasziniert den Unterricht. Ich finde entweder man interessiert sich als Schüler/Schülerin für Geschichte oder eben nicht.
Die Berufsfelder Geschichte und Archäologie
Der Arbeitsmarkt in den Bereichen Geschichte und Archäologie ist bekanntlich nicht gerade der mit den besten Aussichten, weshalb es vermutlich eher clever von Dir war, beruflich einen anderen Weg zu bevorzugen. Haben solche berufsperspektivischen Gedanken nach der Schule bereits eine Rolle für Dich gespielt oder haben sich mit zunehmendem Alter Deine beruflichen Interessen einfach so verschoben?
Meine Gedanken waren eher, dass es als Archäologin vielleicht doch ziemlich langweilig werden könnte. Im Laufe meiner Schulzeit haben sich später ständig meine beruflichen Interessen geändert.
Mal wollte ich Designerin werden, dann Zweiradmechanikerin und sogar vom Job als Pilotin bei der Luftwaffe habe ich geträumt. Früher fand ich das toll und stellte mir vor, wie das Gefühl bei der Geschwindigkeit sein muss, wenn man von einem Flugzeugträger aus startet.
Später kamen dann noch Polizistin, Alternative Veterinärmedizinerin und Black Jack Dealerin dazu 🙂
Wonder Woman mit Medusen-Haupt
Du hast mir mal davon erzählt, dass Du gelegentlich auch als Wonder Woman mit Medusen-Kopf Conventions besucht hast. Das ist ja eine super spannende Mischung. Weißt Du noch, wie Du auf diese Idee gekommen bist?
Es gibt einige Comics in denen Wonder Woman Medusa bekämpft, diese hatte ich als Vorlage. Ich habe hier ein Foto von mir als Wonder Woman mit meinem Kopf der Medusa:
Fan-Kontakte auf Conventions
Wirst Du auf Conventions etc. gelegentlich auch auf den Antikenbezug Deines Cosplays angesprochen oder geht es dort in Gesprächen ausschließlich um die Figur Wonder Woman in Comic, Film & Fernsehen? Und findest Du es grundsätzlich interessant, wenn sich die Leute auch mal losgelöst von Comic und Film und Fernsehen über die antiken bzw. mythologischen Grundlagen unterhalten wollen?
Nein niemals, bei Instagram hingegen schon eher. Die meisten hier in Deutschland und in den Niederlanden kennen eigentlich nur die Wonder-Woman-Filme, aber nicht die Comicbücher, in denen der Bezug zur griechischen Mythologie thematisiert wurde.
Grundsätzlich würde ich es schon interessant finden, mich mit den Besuchern über die mythologischen Grundlagen zu unterhalten, ich würde nur nie wirklich dazu kommen. Viele, sehr viele Besucher möchten Fotos von und/oder mit mir machen, und das ist vollkommen okay und freut mich, weil das mein Lohn für meine Arbeit ist. Auf Cons bleibt für mich dann nur Zeit für etwas Smalltalk.
Weitere Cosplays und zukünftige Vorhaben
Aufgrund Deines Interesses an Archäologie ist Dein Lara-Croft-Cosplay nicht überraschend und auch Thena von den Eternals passt zur antiken Mythologie. Gibt es Cosplays mit Antikenbezug, die Du in Zukunft gerne noch in Angriff nehmen würdest? Oder habe ich vielleicht ein Cosplay übersehen, das thematisch noch hier reingehört?
Ich werde mit meinen Cosplays bei Wonder Woman bleiben, sie passt am besten zu mir, glaube ich. Ich plane, einen Kopf einer Hydra anzufertigen, den ich dann auch als Wonder Woman mit nach New York zur Comic Con nehmen werde.
DC Comics hat eine neue Reihe herausgebracht, und zwar Absolute Wonder Woman. Die Rüstung der Wonder Woman aus dieser Reihe ist sensationell und ich würde sie gerne bauen. Jedoch warte ich erstmal auf den Comic, um zu schauen, ob mir die Story gefällt.
Ich bin gespannt wie die griechische Mythologie in Absolute Wonder Woman thematisiert wird. Gefällt mir die neue Wonder Woman, werde ich ihre Rüstung und Waffen bauen und mit nach San Diego zur Comic Con nehmen.
Cosplays ohne Antikenbezug
Lösen wir uns zum Schluss mal ein wenig von der Antike und von der Archäologie. Welche Deiner anderen Cosplays liegen Dir besonders am Herzen?
Maleficent! Ihre Flügel zu bauen war schon ein ganz schöner Aufwand, die Arbeit hat sich aber absolut gelohnt. Außerdem bin ich auch ein sehr großer Angelina-Jolie-Fan.
Verabschiedung
Liebe Martina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit dafür genommen hast, unsere Fragen zu beantworten!
Aber sehr gerne doch! Vielen lieben Dank für das entgegengebrachte Interesse!
Mehr zum Thema Cosplays mit Antikenbezug
In der Episode 2 unseres Podcasts berichtete die Cosplayerin Dr. Schnurrer davon, wie eine Lehrerin aus ihrer Grundschulzeit eine Begeisterung für das Alte Ägypten bei ihr weckte, die im Erwachsenenalter zu einem spannenden Anubis-Cosplay führte.
Daran schließt thematisch Episode 3 an, in der uns Claudia von ihrem Bastet-Cosplay erzählt.
Auch in der ersten Episode des Podcasts, die leider technisch und handwerklich noch nicht so ganz ausgereift war 🙂 , haben wir uns mit Psychette Cosplay über ihre Cosplays mit Antikenbezug unterhalten.
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