The Rise and Fall of the Trigan Empire I

The Rise and Fall of the Trigan Empire

Bei The Rise and Fall of the Trigan Empire (oder kurz: The Trigan Empire) handelt es sich um eine ursprünglich von Mike Butterworth und Don Lawrence entwickelte britische Comicreihe, deren Erstveröffentlichung von September 1965 bis April 1982 erfolgte.

Wie der Titel unschwer erkennen lässt, ließen sich die Macher der Trigan-Reihe von Edward Gibbons einflussreichem Werk The History of the Decline and Fall of the Roman Empire (1776-1789) inspirieren. Dementsprechend befinden wir uns in der Geschichte auf dem fernen Planeten Elekton, auf dem unterschiedlich weit entwickelte Völker in einer für uns fremden Flora und Fauna leben. Im Verlauf der Erzählung begleiten wir zunächst einen nomadischen Jägerstamm auf dem Weg zur imperialen Großmacht, bevor wir daran anschließend den Untergang dieser Zivilisation verfolgen.

Im Rahmen meiner Besprechung der Reihe orientiere ich mich an der deutschen Neuauflage (2015ff.).

Unser Wissen über das Triganische Imperium

Schön finde ich, dass der erste Band der Reihe uns nicht einfach die Geschichte des Triganischen Imperiums erzählt, sondern zunächst einmal erklärt, weshalb wir Menschen überhaupt davon wissen können. Denn ein Raumschiff mit den letzten Vertretern des Volks von Trigan befindet sich auf einem Schlingerkurs durch den Weltraum. Da das Heizsystem des Raumschiffs versagt hatte, ist die gesamte Crew längst verstorben, als ein dicht vorbeifliegender Meteor den Kurs des Schiffes in Richtung Erde lenkt.

So stürzt das Raumschiff vor den Augen von Fischern in den Sümpfen von Florida ab und sorgt für eine weltweite Sensation. Während die guterhaltenen Leichname der Crew untersucht werden, versuchen andere Wissenschaftler*innen vergeblich, die schriftlichen Aufzeichnungen der Außerirdischen zu entziffern. Nur ein Student will nicht aufgeben und opfert sein gesamtes Leben den außerirdischen Schriften, die er als alter Mann endlich zu entschlüsseln vermag, wodurch die Menschheit vom Aufstieg und Untergang des Kaiserreichs von Trigan erfährt.

Loka Byzanz Trigan
Die byzantinisch-asiatischen Loka (Trigan – Kampf um Elekton S. 10)

Der Beginn der Geschichte

Auf dem Planeten Elekton finden sich acht große Kontinente, von denen Viktris als der bedeutendste gilt. Auf diesem leben fünf Nationen, namens Loka, Tharv, Daveli, Cato und Vorg. Die Loka sind expansionistisch und verfügen über futuristische Technologie. Ihr König Zorth regiert sein Reich von der mit Kuppelbauten versehenen Hauptstadt Byzan, womit natürlich Byzanz gemeint ist, das allerdings mit asiatischen Elementen vermischt wird. Im Land Vorg hingegen leben in Stämmen organisierte berittene Jägernomaden. Einer dieser Stämme wird von Trigo, dem Protagonisten des Comics, und seinen beiden Brüdern angeführt.

Da sich Trigo der Gefahr bewusst ist, die von den technologisch weit überlegenen Loka ausgeht, träumt er davon, alle Stämme Vorgs zu vereinen, die alten Traditionen aufzugeben und an einem Fluss bei fünf Hügeln eine Stadt namens Trigopolis zu errichten. Nur so sieht Trigo eine Chance für sein Volk, den technologischen Rückstand aufzuholen und sich gegen die übermächtigen Feinde verteidigen zu können. Doch die nomadischen Jäger*innen sind zunächst keineswegs bereit, sich auf Trigos Vision einzulassen …

Aber bald schon vernichten die Loka das ähnlich fortschrittliche aber durch und durch friedliche Tharv, das von seinen Gebäuden, der Kleidung und den Sklaven her ganz offensichtlich an das antike Griechenland angelehnt ist. Als Überlebende aus Tharv nach Vorg kommen, ergibt sich für Tirog endlich die Möglichkeit, seine Vision in die Wirklichkeit umzusetzen. Denn unter den Flüchtlingen befinden sich der berühmte Architekt Perik und seine Tochter Salvia, die über das notwendige Wissen für die Realisierung von Trigopolis verfügen.

Eine Chance, sich entwickeln zu können ergibt sich daraus, dass die Loka zunächst gegen Cato einen großen Teil ihrer Streitkräfte verlieren und auch ein Überraschungsangriff auf Vorg scheitert, womit die Loka erheblich in ihren Expansionsbestrebungen gebremst werden.

Tharv Griechenland Trigann
Die griechischen Tharv (Trigan – Kampf um Elekton S. 12)

Größere Linien der Antikenrezeption

Es liegt auf der Hand, dass nach dem Vorbild von Gibbons Klassiker im Groben Aufstieg und Fall des Imperium Romanum nachgezeichnet werden, wobei sich der erste Band der deutschen Neuauflage auf die Gründung der Stadt konzentriert. Dabei ist es natürlich kein Zufall, dass diese an einem Fluss mit fünf Hügeln errichtet wird, verfügt das am Tiber gelegene Rom doch bekanntlich über sieben Hügel. Dabei passt auch gut ins Bild, dass Trigo im Rahmen der Stadtgründung in einen letztlich tödlichen Konflikt mit einem seiner Brüder gerät, erging es diesbezüglich Romulus und Remus doch recht ähnlich.

Der Name Trigopolis macht deutlich, dass die Reihe auch die griechische Geschichte mit einbezieht, was sich nicht zuletzt auch am Volk der Tharv zeigt. Denn wie die römische Kultur zu einem gewissen Grad auf der griechischen basiert, sind es die fortschrittlichen Tharv, die Trigo und seinem Stamm unter anderem die Architektur und die Heilkunst bringen.

Während Rom und Griechenland gut zueinander passen, überrascht es ein wenig, dass die Loka an Byzanz erinnern, das ja erst viele hundert Jahre später eine Rolle spielen würde. Da König Loka sehr asiatisch (vielleicht mongolisch) dargestellt ist, könnte es sich um ein Klischeebild expansionistischer östlicher Reiche handeln, das sich aus verschiedenen Inspirationsquellen speist. Somit ist allgemein von einem gewissen kulturellen Mix auszugehen.

Kleinere Details

Wenn König Zorth jeden zehnten Mann seiner besiegten Truppen hinrichten lässt, ist klar, dass die brutale Dezimierung in der römischen Armee gemeint ist (S. 22). Wenn Perik zu Trigo sagt, dass Trigopolis nicht an einem Tag erbaut werden könne (S. 20), ist das eine Anspielung auf die bekannte Redewendung „Rom wurde nicht an einem Tag gebaut“, die ursprünglich aus dem mittelalterlichen Französisch stammt.

Mögliche Rezeptionen

Eine Raumschiffschlacht, in der kleine wendige Schiffe der Cato größere und mächtigere Schiffe der Loka durch ihre Wendigkeit besiegen, könnte auf die Schlacht bei Actium anspielen (S. 22), während der Entschluss einer Elitetruppe der an die Griechen angelehnten Tharv, trotz unvermeidbarer Niederlage bis zum letzten Mann zu kämpfen, doch sehr an die Thermopylen erinnert (S.18). Dass die Vorg Abstimmungen mit Steinen in unterschiedlichen Farben durchführen (S. 24), könnte auf die schwarzen und weißen Bohnen bei Losverfahren im antiken Griechenland verweisen.

Der Name Perik leitet sich vermutlich von Perikles ab, während der Name seiner Tochter Salvia, bei der es sich um eine Heilerin handelt, vom lateinischen salvo (retten, erlösen) stammen könnte. Das Volk Cato ist offensichtlich nach dem römischen Politiker Marcus Porcius Cato benannt, wobei natürlich auch dessen gleichnamiger Enkel gemeint sein könnte. Grundsätzlich scheint es sich bei vielen Begriffen um Abwandlungen griechischer oder lateinischer Wörter zu handeln.

Dass Trigo Trigopolis errichten will, um sein Volk vor Aggressionen auswärtiger Mächte zu schützen, entspricht dem defensiven Imperialismus, der dem Römischen Reich gelegentlich zugeschrieben wird.

Die Darstellung des Auszugs der Tharv aus ihrem Heimatland könnte durch den Auszug des jüdischen Volks aus Ägypten inspiriert sein.

Trigan Thermopylen
Eine Anspielung auf die Thermopylen? (Trigan – Kampf um Elekton S. 18)

Hintergrundinformationen

Das Comic bietet seinen Leser*innen einiges an Hintergrundinformationen. So wird wiederholt auf Edward Gibbon verwiesen und auch ein Überblick über die römische Geschichte geboten (S. 52-54).1 In diesem Kontext ist zu begrüßen, dass die Antikenrezeption zumindest ansatzweise erläutert wird.

Sehr interessant sind beigefügte Skizzen aus der Entstehungsphase der Reihe, die zeigen, dass der Herausgeber der Hefte, in der die Geschichte ursprünglich erschien, manche Aspekte bei Kleidung und Waffen ablehnte, weil sie ihm dann doch zu römisch erschienen (S. 53). Bemerkenswert ist außerdem, dass die Comic-Reihe aufgrund von Platzmangel einfach voraussetzte, dass das Publikum Aspekte wie das politische Systems Trigans, die antiken Waffen, Kleider oder Architekturstile von selbst verstand (S. 55). Jedenfalls kam es Mike Butterworth sicherlich zugute, dass er vor der Trigan-Reihe bereits einige Comics veröffentlich hatte, die historische Szenarien oder Legenden aufgriffen (S. 54).

Ursprünglich sollte jede Episode der Geschichte jeweils einem Buch von den Schriften entsprechen, die innerhalb der Erzählung mit dem abgestürzten Raumschiff auf der Erde gelandet waren (S. 43). Auch wenn man sich schnell von diesem Konzept verabschiedete, stellt sich die Frage, welche Schriften als gedankliche Vorlagen gedient haben mögen. Ein heißer Kandidat ist diesbezüglich sicherlich Livius mit seinem Werk Ab urbe condita.

Die Genese einer Neuauflage

Die Entstehung der Neuauflage der Comic-Reihe erinnert fast ein wenig an die Herausgabe einer wissenschaftlichen Edition eines antiken Textes, für den mehrere Handschriften zur Verfügung stehen. Denn die Reihe erschien ursprünglich in unterschiedlichen Formaten, was einige Überarbeitungen zur Folge hatte, sodass für die Neuauflage voneinander abweichende Vorlagen zu Verfügung standen (S. 58f.). Aber hierzu kommen wir an späterer Stelle in einem eigenen Artikel.

Fazit

Die Antikenrezeption im ersten Teil der Trigan-Reihe weckt Interesse für die weiteren Bände. Da wir gerade erst die Stadtgründung miterlebt haben, stellt sich natürlich die Frage, was uns da noch alles erwarten mag. Vielleicht eine Rezeption der Punischen Kriege? Kommen Kimbern und Teutonen? Wird ein Caesar Gallien erobern und später ein letzter Kaiser im Angesicht eines Eroberers abdanken? Gibt es ein Pendant zum Christentum? Und wie verhält es sich mit Republik und Kaiserreich? Ich bin gespannt zu sehen, wie es weitergeht.

Trigan Antikenrezeption
Photo: Michael Kleu
Michael Kleu

Anmerkungen

  1. Auf S. 52 ist statt von drei Kriegen gegen Karthago versehentlich von drei Schlachten die Rede.

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