Veröffentlicht: 12. Mai 2019 – Letzte Aktualisierung: 4. April 2020
Der Olympos Mons ist ein Vulkan auf dem Mars, bei dem es sich um den zweitgrößten Berg unseres Sonnensystems handelt.1 Wie wir im Folgenden sehen werden, führten Name und Erscheinungsbild des Berges dazu, dass man ihm gelegentlich auch in der Phantastik begegnet.
Die Namensgebung
Spätestens seit den Babyloniern und den Ägyptern gibt es die Tradition, Planeten mit Göttinnen und Göttern gleichzusetzen, was etwas später dann auch Griechen und Römer taten. Aufgrund der besonderen Bedeutung dieser beiden letztgenannten Kulturen (nicht nur) für die sogenannte „westliche“ Welt, blieb es dann auch in der Folge üblich, neu entdeckte Himmelskörper nach Figuren der griechisch-römischen Mythologie zu benennen.
So hätte man den Olympus Mons, der mit einer Gipfelhöhe von ca. 22.000 Metern etwa zweieinhalb mal so groß ist wie der irdische Mount Everest (8.848 Meter), aufgrund seiner gewaltigen Erscheinung natürlich auch nach diesem höchsten Berg der Erde benennen können, doch würde dann das mythische Element fehlen, mit dem die Menschheit den Weltraum offensichtlich in Verbindung bringt.
Dementsprechend erscheint es passend, dass der Olympus Mons nach dem griechischen Berg Olymp benannt ist (mons ist das lateinische Wort für Berg), der zwar mit 2.918 Metern nicht ganz so gewaltig ist, dafür aber als Sitz der griechischen Göttinnen und Götter gilt, die daher auch als die olympischen Götter bezeichnet werden.
Von der Astronomie über die Mythologie zur Phantastik
Wie ich schon mehrfach betont habe, halte ich es für relativ naheliegend, dass Autorinnen und Autoren der Science Fiction bzw. der Phantastik im Allgemeinen fast schon automatisch dazu übergingen, Raumschiffe, Raumstationen und erfundene Himmelskörper an das vorgegebene Namensystem anzupassen, sodass man in Literatur, Film- und Fernsehen sowie in diversen Spielen auf eine recht beeindruckende Menge an Namen stößt, die aus der griechisch-römischen Antike oder benachbarten Bereichen wie Ägypten oder dem Alten Orient stammen, wobei sich dies nicht auf die Mythologie beschränkt, sondern auch reale Persönlichkeiten wie Alexander, Brutus oder Vercingetorix miteinbezieht.
Einerseits fügt sich diese Namensgebung natürlich harmonisch in das bereits bestehende System ein, doch scheint mir dabei andererseits nicht unwichtig zu sein, dass Bezüge zur Antike – besonders, wenn sie die Mythologie berühren – den betreffenden Raumschiffen etc. eine gewissen Altehrwürdigkeit und eben auch etwas Mythisches verleihen. (Hier findet Ihr meine stets zu erweiternde Liste solcher Namen.)
Der Olympus Mons in der Phantastik
Der Mars spielt traditionell eine besondere Rolle in der Phantastik, was mit seiner Nähe zu Erde, seiner Benennung nach dem römischen Kriegs- und Landwirtschaftsgott sowie mit seiner Farbe zusammenhängen mag. (Ähnliches gilt natürlich auch für die Venus.) Daher kann es nicht überraschen, dass auch der nach dem berühmten Göttersitz benannte höchste Berg dieses Planeten immer wieder besondere Erwähnung findet, zumal dieser bis 1997 sogar als größter Berg unseres Sonnensystems galt.2
An Beispielen seien in diesem Kontext Dan Simmons Romane „Ilium und Olympos“ genannt, die ich bereits hier ausführlich besprochen habe. Interessant scheint mir auch die Comic-Reihe „Olympus Mons“ von Christophe Bec zu sein, die Ariane (Nerd mit Nadel) Euch hier und hier näher vorstellt. Ich selbst habe bisher nur die ersten beiden Bände der Reihe gelesen, in denen russische Kosmonautinnen und Kosmonauten als erste Menschen auf dem Mars landen und auf dem Olympus Mons eine erstaunliche Entdeckung machen. Für ein abschließendes Beispiel eignet sich das Comic „Watchmen“, in dem sich einer der Protagonisten den Olympus Mons aussucht, um sich dort von seiner Freundin zu verabschieden, bevor er sich auf eine weite Reise begibt.3
Ein mit einem derartigen mythologischen Namen versehenes Naturschauspiel wie der Olympus Mons ist wohl schlichtweg zu verführerisch, um ihn nicht immer wieder prominent in der Phantastik in Erscheinung treten zu lassen.
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Anmerkungen
- Größer als Olympus Mons ist in unserem Sonnensystem nur ein Berg im 1997 entdeckten Krater Rheasilvia auf dem Asteroiden Vesta. Man beachte auch hier die der römischen Mythologie entlehnte Namensgebung. Erstaunlicherweise wäre es wohl vergleichsweise einfach, den Olympus Mons zu besteigen, da er aufgrund seiner enormen Breite nur eine eher geringe Steigung aufweist.
- Vgl. Anm. 1.
- Weitere Beispiele findet Ihr, wenn Ihr in dieser Liste die Suchfunktion nutzt, um nach „Olympus Mons“ zu suchen.
Der Olympus Mons ist ein krasser Berg – vor allem auch, weil er so ein klassisches Vulkan-Erscheinungsbild hat.
Wenn ich mich recht erinnere, war er zumindest zu sehen in der fünften Staffel Babylon 5, wenn es um die Mars-Rebellion ging.
Ich persönlich würde den Zentralberg auf Vesta nicht als Berg im eigentlichen Sinne empfinden – der ist eigentlich mehr eine Deformation des Asteroiden an sich. Aber vermutlich ist das eine zu engstirnige Definition eines Berges.
Mir war der Berg gar nicht so bekannt, bis ich durch die Phantastik auf ihn aufmerksam wurde.
Danke für den Hinweis auf Babylon 5!
Was Du da zu Vesta sagst, ist auch interessant. Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht.