„Die Götter der Dämmerung“ – Ein Interview mit Jasmin Engel

Heute haben wir die Autorin Jasmin Engel zu Gast, um mit ihr über ihren Roman „Die Götter der Dämmerung“ zu sprechen, der im präkulumbischen Mesoamerika spielt und die Prä-Astronautik thematisiert.

Begrüßung und Handlung von „Die Götter der Dämmerung“

Michael: Liebe Jasmin, schön, dass Du heute hier bist, um mit uns über Deinen Roman „Die Götter der Dämmerung“ zu sprechen! Könntest Du zum Einstieg für unsere Leser*innen die Handlung des Buchs zusammenfassen?

Jasmin: Hallo lieber Michael, es freut mich sehr, mit Dir über meinen Debütroman sprechen zu können. Zusammenfassungen von Büchern sind gar nicht so einfach, aber ich versuche es gerne mal:

Eine Gruppe von nibiruanischen Forschern und Diplomaten bereist gemeinsam mit ihrem thokadischen Piloten die Erde. Diesmal führt sie eine Mission in das Reich der Maya. Dort werden die außerirdischen Besucher wieder mit Freude erwartet. Schon bald überfallen den Thokadier Xio Visionen von einem bösartigen Gott der Blutopfer, der bereits länger sein Unwesen treibt. Nur gemeinsam mit Ilu, dem Nibiruaner, mit dem Xio sich ursprünglich so gar nicht verstanden hat, kann er der dunklen Gottheit auf die Spur kommen. Hilfe erhalten sie von einem Schamanen der Maya.

Ihre Erste Offizierin Etharah hält das alles für Humbug, bekommt es aber bald selbst mit etwas Unerwartetem zu tun. In der unterirdischen Forschungsstation hat eine Mordserie begonnen, der Etharah nachforscht. Nebenbei wird sie noch mit ihrer Jugendliebe konfrontiert.

Jarikis ist eine der überaus wenigen anderen Thokadier, die außerhalb ihres Heimatplaneten unterwegs sind. Als die reisende Archäologin zufällig auf Xio trifft, jemand aus ihrem Volk, gerät auch ihr gewohntes Leben durcheinander.

In all das ist noch unbemerkt das Schicksal des Maya-Mädchens Muan verwoben. Sie lebt in einem kleinen Dorf und träumt von einer besseren Zukunft. Aus Ehrgeiz und Naivität geht sie einen Handel mit dem Gott der Blutopfer ein.

Schließlich ist es ein Schock für alle, gegen Ende der Mission den Beschluss zu hören, dass es zukünftig keine Reisen mehr zur Erde geben darf. Die Einmischung soll enden …

Ort und Zeitpunkt der Handlung

Michael: Der Roman spielt ja im Jahr 654 n.Chr. in Mittelamerika. Hast Du Dich schon immer für präkolumbische Kulturen wir Maya oder Azteken interessiert? Wenn ja, weißt Du noch, wie oder wo dieses Interesse ursprünglich geweckt worden ist?

Jasmin: Schon seit meiner Teenagerzeit haben mich generell die antiken und auch vor-antiken (Hoch)Kulturen fasziniert. Das habe ich zum Teil meiner Tante und meinem Onkel zu verdanken, die mich mit Magazinen zu dem Thema versorgt und auf entsprechende Dokus hingewiesen hatten. Die beiden hatten sich hobbymäßig selbst dafür begeistert.
Die Maya, Azteken und Inka fand ich dann auch bald sehr spannend. Genauso jedoch die Sumerer, Altägypter und die alten Hochkulturen am Indus. Für meinen Debütroman habe ich die etwas spätere Zeit der Maya gewählt, da ich mich auf die Phase konzentrieren wollte, in der die außerirdischen Besucher sich langsam von der Erde zurückziehen.

Michael: Hat das Jahr 654 n.Chr. eine konkrete Bedeutung oder ist das frei ausgewählt?

Jasmin: Bei der Recherche habe ich gemerkt, dass das 7. Jahrhundert n. Chr. in Mittelamerika eine Zeit ist, die zu meinem Plot passt. Das konkrete Jahr habe ich relativ frei ausgewählt. Es sollte allerdings mitten in der Regierungszeit eines Maya-Herrschers sein: Pakal der Große. Er spielt eine Nebenrolle in meinem Roman.

Jasmin Engel
Autorin Jasmin Engel

Die Recherche

Michael: Wie bist Du bei der Recherche vorgegangen? Hat es gereicht, die Wikipedia und andere Internetressourcen zu durchstöbern oder musstest Du Dir auch (populär-)wissenschaftliche Literatur zulegen, um das Mittelamerika dieser Zeit Deinen Ansprüchen entsprechend wiedergeben zu können?

Jasmin: Im Internet habe ich nur begleitend recherchiert. Hauptsächlich habe ich Bücher dazu hergenommen, die ich mir aus der Bibliothek ausgeliehen hatte. Um noch mal ein paar ganz aktuelle Informationen zu erhalten, habe ich mir Fach-Zeitschriften über die alten Völker Mittelamerikas gekauft.

Ich muss dazu sagen, dass ich meinen Roman schon 2012 fertig überarbeitet hatte. Das heißt, ich habe 2010 und 2011 daran geschrieben und recherchiert. Einiges ist womöglich heute, 10 Jahre später, nicht mehr auf dem aktuellsten Stand der Forschung. Alles, was nicht rein historisch ist, habe ich aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und mir auch viel eigene Gedanken zur Prä-Astronautik gemacht.

Prä-Astronautik

Michael: Im Roman vermischst Du den Themenkomplex präkolumbisches Amerika mit der Prä-Astronautik. Interessiert Dich die Prä-Astronautik grundsätzlich oder hat sich das erst durch den Roman ergeben?

Jasmin: Prä-Astronautik ist schon seit meiner frühen Jugend eines meiner Lieblingsthemen. Ich wusste bereits als Teenager, dass ich unheimlich gerne einmal Romane zu dem Thema schreiben wollte. Bevor ich mich an „Die Götter der Dämmerung“ gesetzt habe, hatte ich zusätzlich noch für zwei weitere Romane geplottet. Sie sollten im alten Mesopotamien und im alten Indien spielen. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, sie zu schreiben.

Sephiram und Seraphim

Michael: Einer der außerirdischen Charaktere trägt den Namen Sephiram. Ist der Name ein bewusst gewähltes Anagramm von Seraphim?

Jasmin: Ja, so ist es. Ich finde es witzig, dass es bisher den wenigsten aufgefallen ist.

Stilmittel

Michael: Mir hat sehr gut gefallen, dass Du viele Sachen nur andeutest. Zum Beispiel erklärst Du an keiner Stelle genau, warum die Menschen und die außerirdischen Nibiruaner verwandt genug sind, um gemeinsame Kinder zeugen zu können. Verwendest Du diese kleinen Andeutungen als bewusstes Stilmittel oder hat sich das beim Schreiben eher zufällig ergeben?

Jasmin: Ich habe schon bewusst die Entscheidung getroffen, mich nicht in detaillierten Erklärungen zu verlieren oder gar zu verheddern. Das Thema Prä-Astronautik und was damit zusammenhängt bleibt bisher einfach noch spekulativ und da wollte lieber nur Andeutungen machen.

Weltenbau und Fortsetzungen von „Die Götter der Dämmerung“

Michael: Im Zusammenhang mit der letzten Frage ist bei mir beim Lesen der Eindruck entstanden, dass Dein „Weltenbau“ relativ umfangreich gewesen ist. Ich denke da auch an das Verhältnis zwischen den außerirdischen Völkern der Nibiruaner und der Thokadier. Du sprichst außerdem an, dass die außerirdischen Besucher_innen u.a. auch die Griechen und die Sumerer besucht haben, wobei Du sogar sagst, dass das Sumerische einer der außerirdischen Sprachen sehr ähnlich ist. Schreit so viel Weltenbau nicht nach einem Prequel oder Sequel?

Jasmin: Stimmt schon. Bereits geplottet in der Schublade habe ich tatsächlich gleich zwei Prequels. Es sind die Romane, die im alten Mesopotamien und Indien spielen sollten, die ich vorhin erwähnt habe. Ein Sequel wäre für mich auch denkbar, eines Tages.

Was natürlich etwas demotivierend wirkt ist, dass man nur schwierig einen Verlag für dieses Subgenre findet und vor allem, dass es nicht viele Leute da draußen gibt, die einen Roman in dieser Richtung lesen möchten. Die  Hardcore-Prä-Astronautik-Fans wollen allein „Sachbücher“ zu dem Thema und lehnen es in der Fiktion ab. Die Leserschaft von Sci-Fi findet Prä-Astronautik häufig nicht genug Sci-Fi, da es weder in der Zukunft, noch länger im All spielt.

Wiederum viele, die sonst Fantasy lesen, bevorzugen klar typischere Fantasy, etwas in Richtung von „Herr der Ringe“, „Harry Potter“, etwas mit Vampiren, Superheld_innen oder dergleichen. Da bleiben innerhalb der Fantastik wenige Leser_innen übrig, die offen für Prä-Astronautik wären.
Daher konzentriere ich mich momentan erst einmal auf meine Traumreisen-Bände. Es wird diesmal Mystic Fantasy sein und in eine ziemlich andere Richtung gehen.

Michael: Vielen Dank für die spannenden Antworten, Jasmin!

Götter der Dämmerung
Photo: Michael Kleu

 

Michael Kleu

10 Kommentare zu „„Die Götter der Dämmerung“ – Ein Interview mit Jasmin Engel

Gib deinen ab

  1. Ein interessantes Thema. Ich bin ein großer Fan der Maya, eine faszinierende Zivilisation. Prä-Astronautik fasse ich aber nur mit spitzen Fingern an, weil da immer ein zumindestens latent rassistischer Unterton mitschwingt, wenn die großen Errungenschaften der alten Hochkulturen direkt oder indirekt zu Hinterlassenschaften außerirdischer Besucher abgewertet werden. Einen prä-astronautischen Roman, der bei den alten Sumerern spielt, gibt es schon: „Der blaue Planet“ von Carlos Rasch, Berlin 1963.

    1. Das mit dem rassistischen Unterton ist ein interessanter Gedanke, den ich mir in manchen Fällen gut vorstellen kann!

      Meine bisherigen und längst noch nicht abgeschlossenen Beobachtungen gehen aber noch in eine ganz andere Richtung. Die Prä-Astronautik scheint mir eine direkte Nachfahrin der Theorien zu sein, dass Überlebende aus Atlantis Wissenschaft und Kultur in den Rest der Welt brachten. Im Prinzip ist das nämlich dieselbe Idee, nur dass das Wissen jetzt eben gänzlich von außen kommt.

      Scheinbar liegt es in der Natur des Menschen, dass er/sie einfach nicht ertragen kann, ein „bloßes“ Ergebnis der Evolution und natürlicher Entwicklungen zu sein. Für Leute, die so empfinden und die gleichzeitig nicht religiös sind, bieten sich da halt die Atlanter und Außerirdische als „sinnstiftende“ Urvölker, Mentoren etc. an. In diesen Fällen liegt kein latenter Rassismus vor, sondern das Bedürfnis, dass da doch irgendwo etwas existiert, das größer ist und allem irgendwie einen Sinn gibt.

      Ein sehr spannendes Feld!

      1. Die Prä-Astronautik ist im Grunde genommen nur eine moderne, mit der Ufologie vereinte Version der „lost race“-Theorie. Diese Theorie hat sich im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt, als europäische Einwanderer in Nordamerika nach Westen vorrückten und dort auf monumentale Erdwerke (mounds) stießen. Weil sie sich nicht vorstellen konnten (und wollten), dass die amerikanischen Ureinwohner sie errichtet hatten, wurden andere Verursacher ausgemacht: eine untergegangene, von den Indianer vertriebene (weiße) Hochkultur (einschließlich Atlantis), Riesen und seit den 1950er Jahren eben Aliens. Es hat sich daraus sogar eine Religion entwickelt: die Mormomen. Von Leuten wie von Däniken, Charroux und anderen wurde die ursprünglich auf Nordamerika beschränkte „lost race“-Theorie auf andere (Hoch-)Kulturen ausgeweitet. Ich kann dazu einen Blick auf das Werk von Jason Colavito empfehlen: https://www.jasoncolavito.com/

        1. Das ist die Richtung, in die ich in etwa denke. Und ich verstehe auch, dass das durchaus rassistisch motiviert sein kann.

          Die Dinge, die ich untersuche beginnen aber im ausgehenden 15. Jh. Man kennt Platons Atlantisdialoge, die seit der Antike umstritten sind. Plötzlich gibt es da wirklich eine Landmasse im Atlantik, was fast zwangsläufig zu Kopfkino führt. In manchen frühneuzeitlichen Überlegungen sind die amerikanischen Indigenen dann die direkten Nachfahren der Atlanter.

          Die „Lost Race“-Theorie ist daher – aus meiner Sicht – ein Seitenarm des Phänomens, umfasst aber nicht das gesamte Phänomen.

          Aber wie gesagt, ich muss das alles noch vernünftig aufschreiben.

          1. Die Idee, dass die Ureinwohner Amerikas von Atlantis stammen, wurde wohl von dem italienischen Arzt Girolamo Fracastoro 1530 in seinem Gedicht über die Syphilis in die Welt gesetzt (Syphilis, sive morbi gallici, libri tres, ad Petrum Bembum. Verona 1530). Eine deutsche Überstzung erschien 1857 in Hamburg: Fracastor’s poetische und philosophische Schriften.
            https://tinyurl.com/2664n5xt
            Der spanische Historiker Francisco López de Gómara, der Mexiko-Eroberer Hernán Cortés als Sekretär diente, bevor dieser nach Amerika ging, als Tatsache weiterverbreitet (Historia general de las Indias, 1552; https://tinyurl.com/5rh5222z).

            Ich denke, dass der Atlantik-Mythos mit all seinen Facetten (schön von Donovan in seinem gleichnamigen Song auf den Punkt gebracht) erst durch Ignatius Donnelly Buch „Atlantis, the Antidiluvian World“ entwickelt und durch Esoteriker wie Madame Blavatsky und Rudolf Steiner im europäischen Bürgertum bekannt gemacht wurde. Vorher war Atlantis wohl eher ein akademisch-intellektuelles Phänomen. Wer kannte schon Platon? Das Thema ist aber viel zu komplex, um es in ein paar Sätzen zusammenzufassen.

  2. Ich habe mich bemüht, in meinem Roman keinen rassistischen Ton mitschwingen zu lassen.
    Danke für den Hinweis zu dem Roman „Der blaue Planet“. Es würde mich allerdings nicht davor abschrecken, einen weiteren Band bei den alten Sumerern spielen zu lassen, da ich wieder ganz andere Aspekte aufgreifen würde.
    Es gibt außerdem zu so ziemlich allem und jedem Ort schon Romane. 😉

    1. Richtig, Jasmin.

      Ich war gedanklich direkt bei Leuten, die den Ägyptern etc. in der realen Welt absprechen, selbständig die Pyramiden gebaut zu haben usw. Hier ist natürlich denkbar, dass das in manchen Fällen auch latent rassistisch motiviert ist, wobei ich eher von dem Punkt ausgehe, den ich oben erwähnt habe.

      Auf Deinen Roman bezogen ist defintitv richtig, dass er in keiner Weise in unangenehme Nuancen abdriftet, sondern einfach mit den spannenden Elementen der Prä-Atronautik spielt. Es wird ja auch an keiner Stelle behauptet, dass die Außerirdischen für alles Wissen der menschlichen Völker verantwortlich sind. Es geht ja eher um kleine Impulse. Und darum fände ich einen Sumerer-Roman aus Deiner Feder weiterhin eine ganz großartige Idee 😉

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