Veröffentlicht: 10. Dezember 2019 – Letzte Aktualisierung: 21. September 2022
Im Dezember 2018 kam in Deutschland die Comicverfilmung „Aquaman“ von DC in die Kinos. Im Folgenden soll aufgeführt werden, inwiefern in „Aquaman“ antike Bilder vorhanden sind. Hauptsächlich wurde hierzu der Film in Betracht gezogen, doch auch die Darstellung im Comic soll aufgeführt werden. Des Weiteren soll untersucht werden, ob die Darstellung des Hauptcharakters auf Poseidon zurückzuführen ist. Zum Schluss wird die Atlantis-Vorstellung im Film mit der Atlantis-Darstellung von Platon verglichen.
Aquaman im Comic
Der Hauptcharakter des Comics, den viele wahrscheinlich ausschließlich unter dem Namen „Aquaman“ kennen, ist Arthur Curry. In den frühen Comics ist er der Sohn eines Meeresforschers, der auf einer seiner Expeditionen auf Atlantis stößt. Dort lernte er eine Einwohnerin von Atlantis kennen, Atlannas. Sie verliebten sich ineinander und bekam einen Sohn, Arthur. In späteren Comics wird die Vaterfigur als Leuchtturmwärter dargestellt, Arthurs Mutter ist eine Ausgestoßene aus Atlantis. Autor und Zeichner der Comics waren ursprünglich die US-Amerikaner Paul Norris und Mort Weisinger, die Aquaman 1941 ins Leben gerufen hatten.
Die Vorgeschichte im Film
Auch in der Verfilmung von 2018 ist Arthurs Vater ein Leuchtturmwärter, der in einer stürmischen Nacht eine bewusstlose Frau an den Klippen des Meeres entdeckt. Er trägt sie in sein Haus, um ihr zu helfen. Schnell stellt sich heraus, dass diese übernatürliche Kräfte zu haben scheint. Es wird bekannt, dass sie die Königin von Atlantis ist, die zwangsverheiratet werden soll und vor dieser Ehe geflohen ist. Sie verlieben sich ineinander und bekommen einen Sohn.
Nach einigen Jahren wird sie von atlantischen Soldaten aufgespürt. Ihr gelingt es, diese zu besiegen, doch fürchtet sie nun um die Sicherheit ihres Manns und ihres gemeinsamen Sohns und beschließt daher, nach Atlantis zurückzukehren. Nach der Rückkehr der Mutter nach Atlantis muss sie nun doch heiraten und gebärt einen weiteren Sohn, Orm, der König von Atlantis werden soll. Sie selber wird von ihrem Ehemann geopfert als dieser herausfindet, dass sie zuvor bereits einen Mischling – Arthur – geboren hat.
Ein Dreizack aus Poseidons Stahl und King Arthur unter dem Meer
Im Laufe des Films wird deutlich, dass Arthur seinen Halbbruder Orm besiegen muss. Damit ihm dies gelingt, soll er den Dreizack Atlans finden, dem ursprünglichen König von Atlantis, bevor es unterging. Dieser soll der mächtigste Dreizack sein, denn er sei aus Poseidons Stahl gegossen. Unterstützt bei der Suche wird er von Mera, der Verlobten Orms, die sich allerdings gegen diesen stellt.
Das Bild des Dreizack stellt sofort eine Verbindung zur griechischen Mythologie dar, denn der Dreizack ist das Zepter und die Waffe Poseidons. Im Film wird der Dreizack ebenso als normale Waffe eingesetzt, Kämpfe werden mit ihm ausgetragen. Verloren hat derjenige, dessen Dreizack zu Bruch geht. Der Dreizack König Atlans soll der Überlieferung nach versteckt sein. Einen Hinweis auf dessen Standort finden Mera und Arthur in Deserter, einer untergegangenen Wüstenstadt unterhalb der Saraha. Diese erinnert sehr an die heutige Ruinenstätte Petra in Jordanien. Als Arthur am Ende des Films den Dreizack findet, sagt ihm das Monster, dass diesen bewacht, der Dreizack könnte nur vom wahren König von Atlantis ergriffen werden, was Arthur natürlich kann. Hier ist ein klares Bild in Richtung der Artussage aus dem Mittelalter zu erkennen.
Ein Kolosseum unter dem Meer?
Das nächste Bild ist die Kampfarena, in der Arthur und Orm ihren ersten Kampf austragen. Dieser findet im sogenannten „Ring of Fire“ statt und ähnelt sehr dem Colosseum. Hier muss allerdings bedacht werden, dass wahrscheinlich jede Filmszene, in der ein Kampf in einer Kampfarena ausgetragen wird, an die Gladiatorenkämpfe in der Antike erinnert. Ein ebenso antikes Bild wird durch die Zuschauer vermittelt, die ihre Daumen nach unten strecken, wenn Arthur die Kampfarena betritt.
Zwistigkeiten zwischen Brüdern
Zusätzlich könnte der Kampf zwischen Arthur und seinem Bruder auf eventuelle Zwistigkeiten zwischen Poseidon und Zeus zurückzuführen sein. Nach Homer war Poseidon der Einzige, der Zeus im Trojanischen Krieg herausfordern konnte. Ebenso wird noch ein weiterer Hinweis auf einen Bruderkampf gegeben. Nachdem Mera und Arthur in Deserter den Hinweis auf den Standort des Dreizacks gefunden haben, führt es sie nach Sizilien. Dort finden sie sich in den Tempelanlagen wieder. Der Hinweis besagt, dass sie in der Flasche nach dem markierten Pfad such sollen, denn nur in den Händen des wahren Königs könne es wahrhaft sehen. Dazu erhalten sie eine leere Flasche, auf deren Boden eine Karte eingraviert ist.
In den Tempelanlagen entdeckt Arthur dann eine Statue des Romulus, in dessen Hand die leere Flasche passt. Als er durch die Flasche schaut, richtet sich die eingravierte Karte auf zwei vor ihnen liegende Inseln. Dort also sollen weitere Hinweise versteckt sein. Dass gerade Romulus „der wahre König“ ist, lässt vermuten, dass hier Bezug auf den Bruderkampf zwischen ihm und seinem Bruder Remus genommen wird. Es ist also anzunehmen, dass auch Arthur und Orm zwischen sich entscheiden müssen, wer der einzig wahre König von Atlantis ist.
Im Bauche des Wals – Auf Jonas‘ Spuren?
Ein weiteres antikes Bild, das im Film vorzufinden ist, ist das Bild des Wals. Nachdem Orm Arthur in einem ersten Kampf besiegt hat, eilt Mera ihm zu Hilfe. Nach ihrer erfolgreichen Flucht verstecken sich die beiden in einem Wal. Hier wird ein Bezug auf die biblische Jona-Geschichte hergestellt. Zwar werden die beiden nicht vom Wal verschluckt, doch allein das Bild von Menschen im Maul eines Wales stellt die biblische Verbindung her.
Die Hakenhand – Antikenrezeption oder Piratenklischee?
Zumindest zu Beginn der Original-Comics hat Aquaman eine Hakenhand, später dann eine technologische Hand. Arthur Curry im kürzlich erschienenen Film hat jedoch keine. Die Recherche bezüglich antiker Armprothesen liefen leider ins Leere, denn außer Marcus Sigilius Silus, einem römischen Offizier, der im dritten Jahrhundert v. Chr. lebte, ist kein Fall einer Kunsthand bekannt. Wahrscheinlich wird hier eher Bezug auf das Klischee des Piraten mit Hakenhand genommen.
Griechisches Feuer?
In der Comicverfilmung gibt es auch unter Wasser Feuer und Lava, welches an das Griechische Feuer erinnern könnte, das seit dem siebten Jahrhundert n.Chr. im Byzantinischen Reich eingesetzt wurde. Jedoch muss dies reine Spekulation bleiben.
Atlantis bei Aquaman und bei Platon
Zuletzt sollen nun Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Atlantis-Darstellungen des Films und Platons verglichen werden. Nach Platon war Atlantis eine Seemacht, die größer war als Lybien und Asien zusammen und sich weite Teile Europas und Afrikas unterwarf. Die Atlanter waren im Begriff, auch Griechenland zu unterwerfen, doch konnte dies durch die Athener mit Mut und Kriegskünsten verhindert werden. In Folge dessen sei Atlantis dann durch eine Naturkatastrophe innerhalb eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht untergegangen. Dabei sei das Geschlecht der Atlanter zu einem großen Teil ausgestorben.
Auch im Film wird Atlantis als eine große Seemacht dargestellt. König Atlan wurde allerdings zu gierig nach Macht, weshalb Atlantis, durch Atlans Versuch, noch mehr Macht zu gewinnen, unterging. Der Film allerdings verändert den Untergang von Atlantis ein wenig. So heißt es hier, dass die Bewohner sich den neuen Umständen anpassten und lernten, unter Wasser zu atmen. Des Weiteren beschreibt Platon Atlantis als von Kanälen durchzogen, weshalb es so aussähe, als wären es viele kleine Binneninseln. In einer Kameraeinstellung, die Atlantis vor seinem Untergang zeigt, sind zumindest einige Wasserläufe zu erkennen. Ob dies an die platonische Atlantis-Darstellung angepasst ist, ist allerdings nur zu vermuten. Ebenso heißt es bei Platon, dass um den Tempel des Poseidon goldene Weihestatuen aufgestellt waren. Auch im Film sind solche im untergegangenen Atlantis zu sehen. Diese sollen hier die verschiedenen Königreiche, über welche Atlantis herrschte, darstellen.
Fazit
Ein Teil der dargestellten Aspekte ist ganz offensichtlich aus der Antike übernommen. Ob aber auch die anderen Bilder tatsächlich der Antike nachempfunden sind, muss offen bleiben. Viele dieser Bilder, so zum Beispiel der Kampf in einer Arena, stellen automatisch in unseren Köpfen eine Verbindung zur griechischen oder römischen Geschichte dar. Des Weiteren sollte ebenso bedacht werden, dass verschiedene Autoren an den Comics und am Film arbeiteten. Man müsste also die jeweiligen Hintergründe der einzelnen Autoren analysieren, um herauszufinden, ob diese absichtlich Antikenrezeption betrieben.
Über die Autorin
Mercedes Böcher studiert an der Universität Bonn Geschichte und Germanistik.
- Doctor Who trifft Sokrates und Platon im antiken Athen: The Chains of Olympus (Comic, 2011–2012) - 31. August 2024
- Stephen Kings SHINING. Analysen, Hintergründe zu den Filmen & Romanen. Buchrezension von Stefan Preis - 21. September 2023
- A Nightmare on Elm Street – Freddy Krueger als antiker Vampir (Stefan Preis) - 1. September 2023
Schreibe einen Kommentar