Hintergrund
„Night of the Demon“ ist ein britischer Klassiker des Horrorfilms aus dem Jahr 1957, der auf Montague Rhodes James‘ Kurzgeschichte „Casting the Runes“ (1911) basiert. In den Vereinigten Staaten lief der Film ein Jahr später in einer von 96 auf 82 Minuten gekürzten Version unter dem Titel „Curse of the Demon“ in den Kinos. Auf dieser kürzeren Version basiert auch die Variante, die für das deutsche Fernsehen synchronisiert wurde und „Der Fluch des Dämonen“ heißt.
Der Inhalt von Night of the Demon
Der US-amerikanische Psychologe John Holden reist nach England, um dort an einem Kongress teilzunehmen, bei dem es um die rationale Erklärung parapsychologischer Phänomene geht. Vor Ort angekommen, erfährt Holden, dass sein Kollege Professor Harrington, der bei der Konferenz die Machenschaften eines lokalen satanischen Kults aufdecken wollte, überraschend bei einem Unfall verstorben ist. Gemeinsam mit Joanna Harrington, der Nichte des verstorbenen Professors, stellt Holden Nachforschungen an, die ihn zu Dr. Julian Karswell führen, bei dem es sich um den Kopf des satanischen Kults handelt.
Obwohl in der Folge immer wieder mysteriöse Dinge geschehen, verharrt Holden anders als Joanna und einige seiner Kollegen in der Einstellung, dass es keine übernatürlichen Erscheinungen geben kann. Doch weiß das Publikum schon seit Beginn des Films, dass Prof. Harrington nicht bei einem tragischen Unfall gestorben ist, sondern von einem Dämonen ermordet wurde, den Julian Karswell auf ihn losgelassen hat. Da es nun Holden ist, der unerwünschte Nachforschungen anstellt, soll er das nächste Ziel des Dämons sein. Wird es Holden am Ende gelingen, dem Dämon zu entkommen?
Ein uralter Feuerdämon
Der Dämon, um den es in „Curse of the Demon“ geht, wird als ein uralter Feuerdämon dargestellt. Die Legenden um diesen Dämon seien von Zivilisation an Zivilisation weitergegeben worden. In Babylon habe er Baal geheißen, in Ägypten Seth-Typhon, in Persien Asmodeus und bei den Hebräern Moloch. Der Verweis auf die frühen Hochkulturen dient dazu, den Dämon mit einer Aura des Uralten zu versehen. Über auch in der Populärkultur geläufige Namen wie Baal, Seth, Typhon, Asmodeus und Moloch werden zudem vielerlei Assoziationen mit Göttern und Dämonen ausgelöst. Eine tiefere Bedeutung kommt diesem Bezug auf den Alten Orient nicht zu.
Runen
Um den Dämon auf ein Opfer zu hetzen, muss diesem ein mit Runen beschriebenes Pergament zugespielt werden, wobei der Film Runen als die älteste Form eines Alphabets präsentiert, die wie Hieroglyphen auf alten Steinen zu finden seien und denen nachgesagt würde, über magische Kräfte zu verfügen.
Auch wenn man Runen nach aktuellem Wissensstand keineswegs auch nur annähernd als die älteste Form eines Alphabets bezeichnen kann – laut Wikipedia werden die ältesten erhaltenen Runen auf 150 -200 n.Chr. datiert – suggerieren sie dem Publikum Alter und Rätselhaftigkeit. Dazu passt dann auch der Verweis auf die Hieroglyphen.
Stonehenge
Der Film beginnt mit einer Einstellung, in der Stonehenge gezeigt wird, während ein Sprecher den folgenden Text aufsagt:
„It has been written since the beginning of time, even onto these ancient stones, that evil supernatural creatures exist in a world of darkness. And this/it (?) is also said, man using the magic power of the ancient runic symbols can call forth these powers of darkness, the demons of hell. Through the ages, men have feared and worshipped these creatures. The practice of witchcraft, the cults of evil have endured and exist to this day.“
In einer späteren Szene ist zu sehen, dass sich die Runen, mit denen Karswell den Dämon auf Holden losgelassen hat, auch auf einem Stein in Stonehenge befinden, worauf dann auch das obige Zitat Bezug nimmt. Soweit ich weiß, ist dies frei erfunden. Auf den Steinen in Stonehenge sind teilweise Graffiti zu sehen, jedoch keine Runen.
Letztlich spielt aber auch Stonehenge keine größere Rolle für die Filmhandlung. Neben Alter und Rätselhaftigkeit ist hier wohl der Lokalbezug ein Grund dafür, das Bauwerk in den Film einzubauen. Schließlich handelt es sich um eine britische Produktion.
Fazit zu Night of the Demon
Die Antikenbezüge in „Night of the Demon“ sind eher kosmetischer Natur. Runen, Stonehenge und mesopotamische und ägyptische Götter und Dämonen vermitteln enormes Alter, Rätselhaftigkeit und sicherlich auch eine gewisse Exotik. Grundsätzlich käme die Erzählung jedoch auch gut ohne die Bezüge zu Ägypten und zum Alten Orient aus. So ist es etwas überraschend, dass die Filmschaffenden nicht stattdessen verstärkt auf keltische Elemente gesetzt haben.
Natürlich ist es heutzutage typisch für das Horror-Genre, dass Dämonen über einen mesopotamischen Hintergrund verfügen. Vielleicht erklärt sich der Bezug zu den frühen Hochkulturen an Euphrat, Tigris und Nil in diesem älteren Werk aber auch dadurch, dass Montague Rhodes James, der Autor der dem Film zugrunde liegenden Kurzgeschichte, sich als Altertumswissenschaftler mit apokryphen Bibelschriften beschäftigte. Dazu aber in Kürze an anderer Stelle mehr.
Literaturempfehlung
Einen schönen knappen Vergleich zwischen Kurzgeschichte und Verfilmung findet Ihr hier:
- Jim Nemeth/Bob Madison: Do You Believe in Magic? Night of the Demon (1957), in: Jim Nemeth/Bob Madison (Hgg.): It came from … The Stories and Novels Behind Classic Horror, Fantasy and Science Fiction Films, Baltimore 2020, 38-49.
- Römische Blutsauger: Tote beißen nicht (Libri I-III) - 29. November 2024
- Die Bibliothek von Alexandria in „The Atlas Six“ - 28. Oktober 2024
- [Fantastische Antike – Der Podcast] Progressive Phantastik - 21. September 2024
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