Ištar in Madame Xanaru #1 Dance for two Demons

Ištar im DC-Comic Madame Xanadu: Dance for Two Demons

Ištar ist nicht nur eine mesopotamische Göttin der Liebe, des Kriegs und der sozialen Verbindungen, sondern auch ein gelegentlicher Gast in den Comics von Marvel und DC. Während ihr erster Auftritt bei Marvel in das Jahr 1974 fällt,1 finden sich bei der DC-Superheldin Wonder Woman bereits seit 1941 gewisse Aspekte der Göttin wieder. Persönlich tritt Ištar dann bei DC – wenn auch nur kurz – zum ersten Mal 1981 in Madame Xanadu #1: Dance for Two Demons in Erscheinung.

Madame Xanadu

Madame Xanadu basiert auf der Herrin vom See (Lady of the Lake) des Sagenkreises um König Arthur. Ihren ersten Auftritt hatte sie 1978 in Doorway to Nightmare #1.

Madame Xanadu ist eine auf Tarotkarten spezialisierte Wahrsagerin und Magierin mit einem besonderen Gespür für Okkultes und Mystisches. Zu ihren weiteren Merkmalen und Fähigkeiten zählen Unsterblichkeit, Telekinese und Teleportation. Sie empfängt ihre Kundschaft in einem Salon, in dem sie auch diverse Bücher und Artefakte aufbewahrt, die mit Magie verbunden sind.2

Dance for Two Demons – Die Handlung

When Joseph met Laura

In Dance for Two Demons bricht der Drogensüchtige Joseph nachts in den Salon von Madame Xanadu ein und wird bei seiner Suche nach Diebesbeute sogleich von der Inhaberin überrascht. Madame Xanadu überzeugt den jungen Mann, sich in Therapie zu begeben und begleitet ihn umgehend in eine nahegelegene Entzugsklinik.

Als sie morgens zu ihrem Geschäft zurückkehrt, wartet dort bereits eine junge Frau namens Laura Grant auf sie. Laura hat ihrer zwischenzeitlich verstorbenen Tante ein Buch mit handgeschriebenen Zaubersprüchen entwendet und hofft nun auf Hilfe von Madame Xanadu, da ihre Tante vor ihrem Tod von einer Frau gleichen Namens gesprochen hat. Das Treffen mit Madame Xanadu verläuft keineswegs so, wie sich Laura das vorgestellt hatte. Doch plötzlich kehrt Joseph aus der Drogenklinik zurück, woraufhin er und Laura sich sofort ineinander verlieben.

Party und Ekstase

Die beiden beginnen eine Beziehung, die von Laszivität und ausgeprägter Sexualität geprägt ist, was sich auch auf das Umfeld der beiden zu übertragen scheint. Alles kulminiert in einer großen Kostümparty, zu der viele Menschen aus der Nachbarschaft erscheinen. Inspiriert durch das Buch mit den Zaubersprüchen lässt sich Laura ein Kostüm anfertigen, in dem sie wie eine Liebesgöttin aussieht. Passend dazu erklärt sie die Party zu einer „Liebesarena“ (Arena of Amour, S. 17).

Laura als Liebesgöttin Ištar
Laura als Liebesgöttin (Madame Xanadu #1 S. 17)

Gegen Mitternacht schlägt die ausgelassene Stimmung beinahe schon in Hysterie um, als sich plötzlich zwei Wesen manifestieren, die an insektenhafte Dämonen erinnern und deren Erscheinungsbilder den Kostümen von Laura und Joseph entsprechen. Es handelt sich um Ištar3 und ihren Gatten, den Hirtengott Tammuz. Wie sich herausstellt, hat Lauras Tante das Zauberbuch bewusst versteckt, da es sich um das Buch der Ištar handelt, über das die Göttin und ihr Gatte Zugang zu unserer Welt erhalten. Indem Laura das Buch entwendet und darin gelesen hat, ist nun genau das passiert, was ihre Tante zu verhindern suchte.

Dance for two Demons Ištar und Tammuz
Ištar und Tammuz sprengen die Party (Madame Xanadu #1 S. 19)

Ištar und Tammuz sind erschienen, um sich in einer heiligen Kommunion miteinander zu verbinden und Nachkommen zu zeugen, über die sie dauerhaften Zugriff auf die Welt der Menschen erhalten würden. Doch sind die Gottheiten im Moment noch an die Körper von Laura und Joseph gebunden. Madame Xanadu, die ebenfalls auf der Party erschienen ist, gelingt es, Laura und Joseph davon zu überzeugen, dass sie sich wirklich lieben und daher nicht auf die von Ištar ausgelöste sexuelle Ekstase angewiesen sind. So ist der Zauber gebrochen und Ištar und Tammuz sind wieder gebannt.

Ištar Tammuz Dance for Two Demons
Ištar und Tammuz auf der Kostümparty (Madame Xanadu #1 S. 20)

Das glückliche Erwachen

Laura übergibt Madame Xanadu das Buch der Ištar. Ein Epilog offenbart uns schließlich, dass Joseph in der Folge seine Sucht überwindet und eine glückliche Beziehung mit Laura führt.

Fazit

Dance for Two Demons präsentiert Ištar und ihren Gatten Tammuz als Repräsentanten ungehemmter weiblicher und männlicher Sexualität, wobei die bildliche Darstellung4 der beiden sowie der Dämonenbezug im Titel der Geschichte zu einer eindeutig negativen Interpretation der Gottheiten führen. Dem gegenüber steht die wahre Liebe eines heteronormativen Paares, die sich letztlich – wenn auch mit etwas Unterstützung von Madame Xanadu – als mächtiger erweist als Lust und Trieb.5

Die Darstellung erscheint von älteren Vorstellungen geprägt, die davon ausgingen, dass es bei bestimmten religiösen Festen im Rahmen einer „heiligen Hochzeit“ (Hierogamie) zu Geschlechtsverkehr zwischen dem König und der obersten Priesterin kam, die bei diesem Akt Tammuz und Ištar repräsentierten. Zu den im Comic dargestellten sexuellen Ausschweifungen passt auch, dass der Kult der Ištar von der früheren Forschung mit Tempelprostitution in Verbindung gebracht wurde. Beides gilt heute als umstritten bis widerlegt, prägte zur Entstehungszeit von Dance for Two Demons aber offensichtlich noch populäre Vorstellungen der Göttin Ištar.

Während sich Madame Xanadu #1: Dance for Two Demons also allein auf die sexuellen Aspekte der Gottheit konzentriert, werden wir in den weiteren Besprechungen sehen, dass andere Comics Ištar wesentlich vielschichtiger thematisieren.

Ištar in Madame Xanaru #1 Dance for two Demons
Das Titelbild von Madame Xanadu #1 (Foto: Michael Kleu)
Michael Kleu

Anmerkungen

  1. Conan the Barbarian #40.
  2. Vgl. für weitere Informationen ihre Einträge in der Wikipedia oder bei DC-Fandom.
  3. Im Comic ist den englischen Gepflogenheiten entsprechend von Ishtar die Rede.
  4. Die Ištar des Comics hat Hörner, was an den Hörnerhelm erinnert, den sie auf einem akkadischen Siegel trägt. Für die Darstellung des Tammuz konnte ich keine Vorlage finden.
  5. Dieser Gegensatz erinnert an das philosophische Begriffspaar apollinisch-dionysisch.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Bitte stimme den Datenschutzbestimmungen zu.