Puppet Master I Ägypten

Ein ägyptischer Zauberpapyrus in „Puppet Master“ (1989)

Die Puppet-Master-Reihe zählt zu den großen Klassikern des Horror-Genres und weist gleich im ersten Teil aus dem Jahr 1989 mehrere spannende Bezüge zum Alten Ägypten auf.

Der Prolog von „Puppet Master“

Der Franzose Andre Toulon versteckt sich 1939 in einem Hotel an der kalifornischen Küste, dem Bodega Bay Inn, vor den Nazis. Denn Toulon ist nicht nur ein hervorragender Puppenmacher, sondern verfügt auch mit Hilfe altägyptischer Riten1 über die Gabe, seinen Schöpfungen Leben einzuhauchen. Als zwei Nazischergen Toulon schließlich im Bodega Bay Inn aufspüren, gelingt es dem Puppenmacher, seine Puppen mitsamt einem ägyptischen Papyrus, diversen mit einem Elixir gefüllten Fläschchen sowie einer Statue der Göttin Bastet2 in einer geheimen Kammer hinter einer Wandverkleidung zu verstecken und sich selbst das Leben zu nehmen.

Denn wie wir im weiteren Verlauf des Films erfahren, ist Toulon bewusst, dass das künstliche Leben die Seele der Person widerspiegelt, die es geschaffen hat. Während die Geschöpfe des alten Puppenmachers unter seiner Kontrolle harmlos sind, befürchtet er, was passieren könnte, wenn die falschen Leute Zugriff auf die Möglichkeit erlangen, künstliches Leben zu schaffen.3

Die Haupthandlung von „Puppet Master“

Einige Jahrzehnte später erforscht Neil Gallagher das okkulte Wissen Ägyptens und findet dabei schließlich heraus, dass die alten Ägypter eine Möglichkeit kannten, künstlich geschaffene Figuren zum Leben zu erwecken, wobei das entsprechende Wissen immer nur an wenige auserwählte Magier weitergegeben wurde. Mit Hilfe einer Gruppe von Menschen, die mit übernatürlichen Gaben versehen sind, erfährt Gallagher, dass der Puppenmacher Andre Toulon, der letzte große Alchemist der Moderne, über das entsprechende Wissen der Ägypter verfügte und im Bodega Bay Inn wohnte.4

In den folgenden Jahren heiratet er die Erbin des Hotels und beginnt mit umfangreichen Suchmaßnahmen. Schließlich nimmt er 1989 auf telepathischem Wege Kontakt mit seinen ehemaligen Helferinnen und Helfern auf, die sich daraufhin ebenfalls zum Bodega Bay Inn begeben, um vor Ort festzustellen, dass sich Gallagher zwischenzeitlich das Leben genommen hat.

Damit nicht genug, kommt es in der Folge zu mehreren sonderbaren Morden im Hotel. Denn wie sich herausstellt, hat es tatsächlich schreckliche Konsequenzen, wenn die falschen Personen Puppen zum Leben erwecken …

Ägyptische Artefakte

Immer wieder sehen wir im Film ägyptische Artefakte, die jedoch nie konkret thematisiert werden, sondern eher im Hintergrund oder ganz am Rande in Erscheinung treten. So steht auf dem Schreibtisch eines Professors der Anthropologie, der zu den übersinnlich begabten Helfern Neil Gallaghers gehörte, eine weiße Statue des Pharaos Thutmosis III.5 Eine ebenfalls zur Gruppe Gallaghers gehörende Wahrsagerin trägt im Hotel goldene Ohrringe, die das Portrait eines Pharaohs zeigen.6

Übrigens sind bereits im Prolog in Toulons Hotelzimmer mit einer kleinen Sphinx und einer schwarzen Männerstatue noch mindestens zwei weitere ägyptische Elemente zu entdecken.7. Gegen Ende des Films sehen wir diese Statue eines Mannes mit der hinter der Wandverkleidung versteckten Bastet-Statue auf Neil Gallaghers Schreibtisch stehen.8

Puppet Master I Ägypten
Puppet Master I (Foto: Michael Kleu)

Toulons Papyrus

Wesentlich spannender ist aber die Papyrusrolle, die Andre Toulon zu Beginn des Films vor den Nazis versteckt. Denn hier sehen wir eine ägyptische Frau in drei aufeinanderfolgenden Szenen. Zuerst steht die Frau vor einem Kind, das allem Anschein nach tot auf einer Art Tisch liegt. In Szene zwei erhebt sich das Kind, nachdem die Frau im Rahmen diverser Riten ein Elixier auf den toten Körper geschüttet hat. Das letzte Bild zeigt das wiederbelebte Kind sowie die Frau, bei der es sich vermutlich um die Mutter handelt, in freudiger Pose. Über ihnen ist eine Sonne zu sehen, die für den Sonnengott Re stehen dürfte, der mit jedem Sonnenaufgang wiedergeboren wird.9

Und tatsächlich stellt sich im Laufe des Films heraus, dass mit dem von Toulon wiederentdeckten Wissen der Ägypter auch tote Menschen wieder zum Leben erweckt werden können. So dürfte der Zauber ursprünglich der Wiederbelebung Verstorbener gedient haben, bevor ihn Andre Toulon auf seine Puppen anwandte.10

Die Ägyptenrezeption in „Puppet Master“

Aufgrund ihres Totenkults, der Mumien und Pyramiden sowie des ägyptischen Todesbuchs bieten sich die alten Ägypter immer dann für Erzählungen des Horror-Genres an, wenn es um die Wiederbelebung von Toten oder ewiges Leben geht. So greift auch Puppet Master die Ägypter als Ursprung des übernatürlichen Phänomens seiner Handlung auf und garniert dieses Element, in dem im Hintergrund durchgehend ägyptische Artefakte im Bild erscheinen.

Die Trailer der mittlerweile 14 (!) Fortsetzungen von Puppet Master legen nahe, dass sich auch einige weitere Teile der Reihe für eine nähere Untersuchung anbieten, weshalb wir sicherlich bald zu den Puppen Andre Toulons zurückkehren werden.

Michael Kleu

Anmerkungen

  1. Wortwörtlich ist von „Egyptian rites of afterlife“ die Rede (01:10:12).
  2. Die Göttin Bastet wird – wie hier im Film – oft als hockende Katze dargestellt. Die Statue ist eindeutig der berühmten Gayer-Anderson-Katze aus dem British Museum nachempfunden.
  3. 01:10:09-01:10:26. Dazu könnte passen, dass Toulon um Minute 00:04:40 bei der Erweckung einer Puppe eine Formel spricht, die nach „Life from my life“ klingt.
  4. 00:34:05-00:34:50.
  5. 00:12:12ff. Es handelt sich um eine Nachbildung des knienden Thutmosis III. aus dem ägyptischen Museum in Kairo.
  6. Besonders gut zu sehen um Minute 1:02:40.
  7. 00:07:54 u. 00:10:38
  8. 01:10:00ff.
  9. (00:07:48)
  10. In einer Szene heißt es explizit, dass Toulon das ägyptische Wissen wiederentdeckt hat. Das Geheimnis ist also nicht über eine ununterbrochene Kette von Magiern vom alten Ägypten bis in die Gegenwart gelangt (00:43:00f.).

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