Veröffentlicht: 9. November 2018 – Letzte Aktualisierung: 21. September 2022
Roman Haenßgen, der Autor des folgenden Texts, studiert an der Universität zu Köln Provinzialrömische Archäologie und Geschichte. In seiner Freizeit ist er ein begeisterter Star Wars-Fan.
Dass „Star Wars“ sich immer wieder an antiken Vorbildern orientiert, ist allgemein bekannt. George Lucas selbst nennt die Epoche der ausgehenden römischen Republik zusammen mit dem Aufstieg Hitlers als Hauptinspiration für die Transformation der galaktischen Republik in das galaktische Imperium. Doch scheint diese Tradition auch in einem Buch des neuen „erweiterten Universums“ bewusst oder unbewusst aufgegriffen worden zu sein. In dem 2014 (USA, deutsche Erstveröffentlichung 2016) erschienen Buch „Tarkin“ von James Luceno erfährt der Leser, wie Tarkin der Aufstieg in die höchsten Kreise des späteren Imperiums gelingen konnte. Dem breiten Publikum ist diese Filmfigur vor allem durch seine Rolle im ersten Star Wars-Film bekannt (Episode IV). Neben Darth Vader ist Tarkin (Peter Cushing) als Kommandant des ersten Todessterns der Antagonist dieses Films. Sogar der „dunkle Lord“ gehorcht seinem Kommando. Damit auch dem letzten Zuschauer klar wird, dass dieser Herr gefährlich ist, zerstört er mal eben einen ganzen Planeten. Ganz nach seiner Doktrin, durch Furcht die Systeme im Imperium zu halten.
Im Folgenden soll es das Ziel sein, einige auffällige Parallelen zwischen Tarkin und Pompeius (Magnus) aufzuzeigen, dem Gegner Caesars im Bürgerkrieg um die Vorherrschaft in der Römischen Republik. Es besteht jedoch ein Grundproblem bei diesem Vorgehen. Während bei dem „Star Wars“-Charakter eine Sicherheit besteht, dass er alles, was in Filmen, Serien, Büchern etc. des Star Wars Franchise über ihn überliefert ist, in diesem fiktiven Universum auch getan hat, gilt für alle historischen Persönlichkeiten, dass wir sie heute nur noch durch die Brille der erhalten Überlieferungen sehen können. Für eine Betrachtung des Pompeius ist das besonders problematisch, da über ihn vor allem kritische Texte überliefert sind, die ihn auch im Wissen um seine letztendliche Niederlage beschreiben. Die Forschung kann nur immer weiter versuchen, die eigentliche Person zu rekonstruieren, wird aber aufgrund der Vorurteile in den Quellen, ihrer eigenen Ausgangsfrage und ihrer persönlichen Einstellung ihr Ziel nie in Gänze erreichen. Diese unterschiedlichen Vorrausetzungen müssen immer bei dem Vergleich bedacht werden. Doch wie kommt man nun von Tarkin zu Pompeius Magnus? Dafür müssen wir die Werdegänge des fiktiven Tarkin und des historischen Pompeius (soweit dies aufgrund der Überlieferung möglich ist) nachverfolgen.
Tarkin
Tarkin wird auf dem Planeten Eriadu geboren. Ein Planet, der nicht zu den „Kernwelten“ der Galaxie gehört, sondern am „äußeren Rand“ liegt. Das lässt ihn im weiteren Verlauf seiner Karriere zum Opfer von Spott und Vorurteilen durch die alteingesessene Führungsschicht aus dem Zentrum der Republik werden. Obwohl nicht von adeliger Herkunft, regiert die „Tarkin“- Familie ihre Heimatwelt, da sie an der Besiedelung des Planeten beteiligt war. Tarkins Erziehung war sehr autoritär und beinhalte das wiederholte Aussetzen in der harten Natur von Eriadu. Im Alter von 16 Jahren schickte Tarkins Großonkel ihn in den Kampf gegen Piraten. Die Bewohner von Eriadu hatten eigene „Wächter“ aufgestellt, da sie die Republik nicht schützte. Nachdem er die Piraten besiegt hat und auf grausame Art und Weise in einer Sonne verglühen gelassen hatte, um andere Piraten abzuschrecken, trat er den republikanischen Akademien bei. Er wollte Teil der „Richter“ werden, einer bewaffneten Einheit des Justizministeriums. (Die Republik besaß zu jenem Zeitpunkt keine Armee). Trotz der Diskriminierung gelang es Tarkin sich auszuzeichnen. Kurz bevor Tarkin sich bei den Richtern einschrieb begegnete er dem späteren Kanzler und Imperator Palpatine. Dieser versuchte Tarkin von einer politischen Karriere zu überzeugen. Erst als die inneren Spannungen innerhalb der Richter zunahmen, nahm Tarkin Palpatins Angebot an und wurde Gouverneur seiner Heimatwelt. Als mit den „Klonkriegen“ die Republik in einen Bürgerkrieg gestürzt wurde, trat Tarkin den neuen Streitkräften der Republik bei. In den Klonkriegen zeigte sich neben Tarkins taktischem und militärischen Talent seine harte und brutale Vorgehensweise, um seine Ziele zu erreichen. In den Klonkriegen wurde Tarkin immer von Kanzler Palpatine gefördert. Mit Palpatines Umwandlung der Republik in ein Imperium stieg Tarkin zu einer der mächtigsten Personen des Imperiums auf. Er war verantwortlich für die „Tarkin-Doktrin“, deren Ziel es war, durch das Verbreiten von Furcht weitgehend auf eine direkte Machtausübung verzichten zu können.
Teil dieser Doktrin war die „Tarkin Initative“, welche den Bau des Todessterns zum Ziel hatte. Tarkin bildete mit Darth Vader und Imperator Palpatine das „Imperiale Triumvirat“, den absoluten Machtapparat im Imperium. Tarkin erhält als erster Offizier des Imperiums ein sektorenübergreifendes Kommando. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Imperium in Sektoren unterteilt. Daraus ergaben sich jedoch Probleme bei der Bekämpfung von Rebellen, Piraten und ähnlichem, da die Befugnisse der Streitkräfte und der Offiziere an der Sektorengrenze endeten. Tarkin drängte den Imperator lange, ein sektorenübergreifendes Kommando einzurichten. Als „Großmoff“ erhält er schließlich eine Befugnis über den gesamten äußeren Rand der Galaxie. In seiner neuen Position ist Tarkin darauf bedacht, dass kein anderer Offizier seine Stellung gefährdet. So bekämpft er den wachsenden Einfluss, des mit dem Bau des Todesstern beauftragten, und ihm unterstellten Direktor Orson Krennic. Tarkin befeuert Schwierigkeiten beim Bau, um Krennic zu diskreditieren, und entreißt ihm letztendlich das Kommando über die fertige Waffe. Mit dieser Position und der neuen Superwaffe, dem „Todesstern“, kommandiert Tarkin den größten Teil des militärischen Potenzials des Imperiums. In seinem Bestreben die Rebellen zu vernichten, setzt er auf sein altes Prinzip der Furcht und Gewalt. Seinen Höhepunkt fand diese Strategie in der Zerstörung von „Alderaan“. Tarkin ging gemeinsam mit seiner Superwaffe über Yavin unter, als es einer zahlenmäßig weit unterlegen Einheit der Rebellen gelang, den Todesstern zu zerstören, da dieser durch imperiale Verräter sabotiert worden war.
Tarkin wird als geschickter und skrupelloser militärischer Kommandant und Politiker beschrieben. Seine Fähigkeiten waren Tarkin bewusst und lassen ihn gegenüber anderen arrogant auftreten. Zwar war Tarkin durch und durch loyal zu seinem Förderer Palpatine, aber er versuchte stets zu verhindern, dass andere Offiziere seine herausragende Stelle gefährdeten. Auch mit Darth Vader stand er lange in Konkurrenz. Tarkin stellte weder die Alleinherrschaft noch das Imperium infrage.
Pompeius
Blicken wir nun auf den Werdegang des Pompeius Magnus. Gnaeus Pompeius wurde am 29.9. 106 v. Chr. in Rom geboren. Pompeius‘ Familie stieg spät in die höheren Kreise der römischen Gesellschaft auf. Von Pompeius‘ direkten Vorfahren schaffte es sein Großvater zum Statthalter von Makedonien. Pompeius‘ Vater Gnaeus Pompeius Strabo zeichnete sich im Bundesgenossenkrieg aus (Roms italische Verbündete kämpften für mehr Rechte gegen Rom 91-89 v. Chr.) und erreichte sogar das Konsulat im Jahr 89 v. Chr.
Pompeius sammelte erste militärische Erfahrungen mit 17 Jahren unter dem Kommando seines Vaters.[1] Pompeius Familie besaß ihre Machtbasis in der italischen Region Picenum an der Adriaküste. In dieser Region fand der junge Pompeius Schutz vor politischer Verfolgung nach dem Tod seines Vaters. Im Bürgerkrieg zwischen Sulla und Marius entschied sich der 23-jährige Pompeius dafür, offen für Sulla Partei zu ergreifen. Aus Veteranen seines Vaters und den Klienten der Familie stellte Pompeius 3 Legionen auf. Besondere brisant war dieses Vorgehen, da Pompeius‘ Rekrutierung komplett illegal war. Mit diesen Legionen schloss Pompeius sich dem in Italien eintreffenden Sulla an. Pompeius spielte mit hohem Einsatz, da es nicht sicher feststand, wie Sulla seine „Initiative“ aufnehmen würde. Aber Sulla räumte Pompeius von Anfang an große Eigenständigkeit und außergewöhnliche Ehrungen ein. Für besondere Erfolge auf dem Schlachtfeld ließ Sulla seinen Schützling durch Heirat mit seiner Familie verbinden. Nach weiteren Erfolge gegen die Reste von Sullas Gegnern auf Sizilien und in Nordafrika erhielt er von seinen Truppen den Beinamen „Magnus“, in Anlehnung an Alexander den Großen. Obwohl es kurz vor Sullas Tod zunehmend Spannung zwischen ihm und Pompeius gab und Sulla Pompeius in seinem Testament demonstrativ übergeht, sorgt Pompeius maßgeblich dafür, dass Sulla das erste Staatsbegräbnis der Römischen Republik erhält.
Im weiteren Verlauf kämpfte Pompeius immer wieder für den Senat gegen rebellierende Feldherren und Stämme. In Spanien hatte sich ein Anhänger des Marius mit den einheimischen Lusitanern zusammengeschlossen und versetzte den Senat durch seine wachsende Macht in Furcht. Der Senat schickte zwei Feldherrn nach Spanien. Einer davon war Pompeius. Anfangs führte Pompeius‘ Wunsch, den Sieg alleine zu erringen, ihn an den Rand einer Niederlage. Erst ein Strategiewechsel führte zum Erfolg. Da Pompeius in großen Schlachten nicht erfolgreich war, ging er dazu über, das feindliche Hinterland zu verheeren und größere Siedlung anzugreifen und bei Widerstand zu zerstören. Die Strategie führte zu wachsenden Unstimmigkeiten in der gegnerischen Koalition und es kam zu einem Putsch. Die Putschisten waren Pompeius jedoch militärisch nicht gewachsen. Auf dem Rückweg von Spanien nach Rom vernichtete Pompeius noch die Reste der bereits von Crassus geschlagenen Armee des Spartacus. Pompeius ließ sich zu Ehren seines Sieges ein Monument errichten, welches Vorbild für spätere Monumente des Augustus und des Trajan war. War dies eine besondere Stufe der Selbstdarstellung, verärgerte er Crassus, indem er dessen Rolle im Kampf gegen Spartacus marginalisierte und dem Senat mitteilte, dass er den Sklavenkrieg beendet hatte. Pompeius war vor allem bei seinen Soldaten und dem Volk von Rom beliebt. Durch die vielen Wirren im Mittelmeerraum wurde ein Nährboden für Piraterie geschaffen. Die Stärke der Piraten nahm immer weiter zu und bedrohte die Getreideversorgung der Stadt. Normalerweise besaß ein römischer Gouverneur nur in seiner Provinz die Befehlsgewalt und dies auf ein Jahr begrenzt. Dieses System verhinderte ein gezieltes und effektives Vorgehen gegen die Seeräuber. Pompeius ließ sich durch den Druck des Volkes und gegen den Wiederstand führender Senatoren ein Kommando über das gesamte Mittelmeer und die Küstenregion bis zu 75 km landeinwärts zusprechen. Die finanziellen und militärischen Mittel, die Pompeius hatte, waren enorm. Er erhielt das Kommando über 20 Legionen und die gesamte Flotte. Innerhalb von 3 Monaten besiegte er die Flotte der Piraten. Als nächstes sicherte er sich das Kommando gegen Mithridathes VI. von Pontus. Nachdem der militärisch erfolgreiche römische Feldherr Luculus politisch kaltgestellt worden war und sein Kommando verloren hatte, besiegte Pompeius den schon geschwächten pontischen König rasch. Dann regelte Pompeius ohne irgendeine Legitimation die politische Situation im Osten neu und richtete neue Provinzen ein.
In Rom angekommen, stieß der siegeiche Feldherr auf heftigen Widerstand im Senat bei der Legalisierung seiner Beschlüsse im Osten und der Versorgung seiner Veteranen mit Land. In dieser Situation schloss sich Pompeius auf Vermittlung Caesars mit diesem und seinem alten Gegenspieler Crassus zum ersten Triumvirat zusammen. Die drei mächtigsten Männer der Republik stellten den Senat kalt und brachten gemeinsam ihre Ziele durch. Sie vereinbarten „nichts dürfe im Staat geschehen, was gegen die Interessen eines der Drei verstoße“ (Suet. Iul. 19,2). Die Konkurrenz zwischen Caesar und Pompeius um die herausragende Position in der Republik wurde durch die Heirat zwischen Pompeius und Iulia, der Tochter des Caesars, ausgeglichen. Als jedoch Caesar in Gallien immer mehr Prestige gewann und Pompeius immer mehr fürchtete, von Caesar übertrumpft zu werden, starben mit Iulia und Crassus die beiden Vermittler und das Triumvirat zerbrach. Pompeius verständigte sich mit den Optimaten, Caesars Gegnern im Senat, und wurde von diesen zum Oberbefehlshaber gegen den aus Gallien anrückenden Caesar ernannt. Durch seinen starken Rückhalt in Spanien, dem Osten und der Aristokratie konnte Pompeius auf eine größere Streitmacht zurückgreifen und sah sich nicht genötigt, sich wieder mit Caesar auszusöhnen. Pompeius sammelte seine Truppen in Griechenland. Nach wechselvollen Kämpfen drängten die senatorischen Verbündeten Pompeius dazu, die Entscheidungsschlacht zu suchen. Sie vertrauten auf ihre große Anzahl. Pompeius wollte noch warten, da er wusste, dass Caesars Truppen aus erfahreneren Soldaten bestanden und noch weitere Truppen auf dem Weg waren, um sich Pompeius anzuschließen. Die siegesgewissen Optimaten setzten sich durch und es kam zur entscheidenden Schlacht, die Caesar gewann. Pompeius floh in den Osten zum König von Ägypten, den er für seinen Verbündeten hielt. Dieser verriet ihn jedoch und ließ ihn töten, um Caesar zu gefallen.
Karl Christ hält für die spätere Entwicklung des Pompeius vor allem seinen Vater und Sulla für prägend. Der Vater lehrte Pompeius im Bundesgenossenkrieg den Umgang mit Waffen und Kriegstaktiken. Pompeius scheute nicht den Nahkampf und Feigheit in der Schlacht konnte man ihm ebenfalls nicht vorwerfen. Auch Mathias Gelzer zeigte Parallelen im Verhalten von Pompeius und seinem Vater in Bürgerkriegssituationen auf. Beide wagte nicht den letzten Schritt gegen die Verfassung und den Staat, um eine unabhängige politische Stellung zu bekommen (anders als Sulla und Caesar). Sulla förderte den jungen Pompeius und ließ ihm solch außergewöhnliche Ehrrungen zuteilwerden, dass Pompeius nicht mehr in die üblichen Normen der Aristokratie einzugliedern war. Auch wurde dadurch seine Ehrsucht und Arroganz wahrscheinlich verstärkt. Trotz Differenzen fühlte sich Pompeius Sulla auch nach dessen Tod verpflichtet. Pompeius bewies enormes militärisches und organisatorisches Geschick. In politischen Prozessen des Senates hingegen wirkte er oft eher wankelmütig und unsicher. Gelzer sieht daran einen Mangel an politischen Fähigkeiten. Die Bewertung von Pompeius fällt in der Antike und der späteren Forschung sehr gespalten aus und schwankt oft zwischen einer extrem positiven und einer sehr negativen Einschätzung, die vor allem von der Einstellung der Autoren zu Pompeius‘ Gegner Caesar abhängt. Wolfgang Will zieht in seinem Artikel über Pompeius im Neuen Pauly (DNP) folgendes Resümee:
„P.‘ große mil. Erfolge werden durch seine letzte Niederlage überschattet, seine organisatorischen Verdienste für die Republik in den 60er Jahren durch den Bürgerkrieg. Jenseits unbestrittener Fähigkeiten weisen ihn rücksichtsloser Ehrgeiz, unmäßige Bereicherung, opportunistisches Taktieren und letztliches Scheitern als Exemplum einer spätrepublikanischen Biographie aus.“[2]
Die Gemeinsamkeiten
Tarkin und Pompeius Magnus kommen beide aus einer Familie, welche eine Gegend außerhalb des Zentrums ihrer jeweiligen Republiken kontrollieren. Beide Familien gehören nicht zur aristokratischen Elite ihrer Staaten. Pompeius‘ Familie war erst seit Kurzem in die Gruppe der Familien aufgestiegen, welche Konsuln hervorgebracht hatten, und der „Altadel“ der römischen Republik mit Generationen von Konsuln in den eigenen Reihen hielt diese „Neuen“ für nicht ebenbürtig. Die Familien stützen sich auf Klienten, welche sich mit ihrer Hilfe ansiedeln konnten: Die Veteranen bei Pompeius und das Volk von Eriadu bei den Tarkins. Sowohl Tarkin als auch Pompeius erlangen in jungen Jahren militärischen Ruhm unter dem Kommando von Verwandten. Pompeius unter seinem Vater, Tarkin auf Betreiben seines Großonkels unter einem Cousin. Durch ihre Erfolge erlangten beide die Aufmerksamkeit eines Förderers (Sulla, Palpatine). Diesen Förderer begleiten sie bis an die Spitze des Staates und erringen für ihn militärische Erfolge gegen Rebellen. In ihrem militärischen Vorgehen gehen beide sehr hart gegen die feindliche Führung vor. Beiden wird von ihren Gegnern im Bürgerkrieg Grausamkeit propagandistisch vorgeworfen; Tarkin von der Rebellenallianz, Pompeius von Caesar, welcher die Ermordung von führenden Gegnern Sullas propagandistisch gegen den Magnus ins Feld führte. Es muss aber im Hinterkopf bleiben, dass die Grausamkeiten des Pompeius vor allem durch ihm nicht wohlgesinnte Quellen überliefert wurden und wir daher eine gewisse Skepsis an den Tag legen müssen, ob er all diese Dinge wirklich getan hat. Diese Frage stellt sich bei der Figur des Tarkin nicht, da er in seinem Universium sicher einen ganzen Planeten zerstören ließ.
Sowohl Tarkin als auch Pompeius werden als gute Soldaten beschrieben. Ihren Aufstieg in die höchsten Kreise vollziehen sie inmitten von Bürgerkriegen. Pompeius steigt im Krieg zwischen Marius und Sulla auf; Tarkin in den Klonkriegen. Des Weiteren sind in beiden Fällen für den militärischen Aufstieg Erfolge gegen Piraten und Rebellen verantwortlich. Beide erhalten ein übergeordnetes Kommando in einem System, welches ansonsten in der Regel räumliche begrenzte Kommandos einsetzt. Bei den Kommandos, sowohl dem des römischen Imperiums als auch des Großmoffs in Star Wars, gibt es keine Trennung zwischen ziviler und militärischer Ebene. Ihre Sonderstellung wird bei beiden durch die Verleihung eines bis dahin einzigartigen Titels oder Beinamens (Großmoff/Magnus) verstärkt. Gemeinsam haben beide auch, dass sie ihre ohnehin schon weitreichenden Befugnisse noch überschreiten, um weitreichende Entscheidungen für ihre Staaten zu treffen. Pompeius stellt durch seine Neuordnung des Ostens den Senat vor vollendete Tatsachen und Tarkin entscheidet ohne Rücksprache mit dem Imperator, einen bedeutenden Planeten zu zerstören. In beiden Fällen werden Konkurrenten prestigeträchtige Kommandos kurz vor Ende entrissen und unsere Protagonisten beanspruchen den Ruhm für sich allein. Pompeius reißt sich das Kommando im letzten Krieg gegen Mithridathes von Lucullus unter den Nagel und beansprucht außerdem die Niederschlagung des Spartacus für sich, während Tarkin nach dem erfolgreichen Test des Todessterns das Kommando über die Kampfstation übernimmt. Sehr zum Unmut von Direktor Krennic, der den Bau beaufsichtigte und dieses Kommando für sich in greifbarer Nähe wähnte. Durch diese Aktionen brachten beide den Großteil der Armee ihrer Systeme unter ihre Kontrolle. Sowohl die späte römische Republik als auch das galaktische Imperium wurden durch ein Triumvirat verwaltet, in denen jeweils der Magnus oder Tarkin ihren Platz hatten. Eine weitere Gemeinsamkeit bildet der Tod beider Männer. Beide großen Anführer ihres Staates ziehen in eine Schlacht gegen einen Feind, welcher numerisch unterlegen ist. Der Sieg scheint so gut wie sicher zu sein. Aber beide verlieren ihre entscheidende Schlacht. Für den endgültigen Tod beider Charaktere sind Verräter verantwortlich. Pompeius wird in Ägypten von dem Pharao ermordet, welchen er für seinen Verbündeten hielt. Tarkin stirbt durch die Explosion des Todesstern, welche nur durch die Sabotage des imperialen Wissenschaftler Galen Erso möglich ist.
Die Unterschiede
Die Analyse wäre aber unvollständig, wenn man die Unterschiede in der Entwicklung der historischen und der fiktiven Figur verschweigt. Der erste große Unterschied besteht im Verhältnis zu ihrem Förderer. Pompeius emanzipiert sich von Sulla und erreicht den Zenit seiner Macht nach dem Tod des Diktators. Tarkin hingegen steht seine ganze Karriere unter Palpatine und verstirbt vor seinem Förderer. Dem liegt auch zugrunde, dass beide zwar Teil eines Triumvirats sind, diese jedoch unterschiedlich ausgeprägt sind. Das erste Triumvirat der Römischen Republik aus Crassus, Caesar und Pompeius funktionierte nur, solange keiner der Beteiligten den anderen beiden überlegen war. Pompeius war aber lange Zeit der Bedeutendste der Triumvirn. Das Triumvirat im galaktischen Imperium war klar strukturiert: Über Tarkin und Vader stand eindeutig der Imperator. Deshalb ist es nicht auf Ausgleich ausgerichtet, wie im antiken Rom. Der größte Unterschied ist, dass Tarkin auf Seiten von Palpatine für die Alleinherrschaft kämpft, während Pompeius sich auf Seite des Senates gegen die Alleinherrschaft Caesars stellte. Im vorherigen Kapitel habe ich die Gemeinsamkeiten bei der verloren letzten Schlacht unterstrichen. Zur Vollständigkeit gehört aber auch, dass Pompeius zur Schlacht bei Pharsalos von den Senatoren in seinem Lager gedrängt wurde. Pompeius möchte die Schlacht noch vermeiden. Außerdem kann der römische Feldherr nach der Schlacht noch einmal fliehen, bevor er auf der Flucht durch Verrat stirbt. Tarkin hingegen arbeitet aktiv auf den entscheidenden Schlag gegen die Rebellion hin. Während der Schlacht verwirft er den Vorschlag eines Offiziers, sich zurückzuziehen. Er ist fest von seinem Sieg überzeugt und geht in der verlorenen Schlacht unter.
Fazit
Es ist schwierig zu sagen, ob die Parallelen zwischen Tarkin und Pompeius Magnus geplant, zufällig oder vielleicht unterbewusst entstanden sind. Denn der Charakter des Tarkin wurde von Filmen, Serien, Büchern und Comics weiterentwickelt. Somit sind eine Vielzahl an Personen bei der Charakterentwicklungen beteiligt gewesen. Aber gerade der Aufstieg Tarkins, welchen Lucano in seinem Buch beschreibt, erinnert stark an die römische Vorlage. Für mich sind die Parallelen bei allen Unterschieden stärker. Das ist in der Star Wars Saga keine Seltenheit, man denke an die Caesar- und Augustus-Parallelen bei Palpatine.
Filme und Literatur:
Filme:
Star Wars, Eine neue Hoffnung (A New Hope, 1979).
Rogue One, a Star Wars story (2016).
Literatur:
Christ, K.: Pompeius der Feldherr Roms, eine Biographie, München 2004.
Galzer, M.: Pompeius, Lebensbild eines Römers. Neudr. der Ausg. von 1984 mit einem Forschungsüberblick und einer Erg.-Bibliographie von Elisabeth Herrmann-Otto (Hg.), Stuttgart 2004.
Lucano, J.: Der Auslöser, Eine Rogue-One-Story. übers. von Tobias Toneguzzo und Andreas Kasprazak, München 2017.
Lucano, J.: Star Wars, Tarkin. übers. von Tobias Toneguzzo und Andreas Kasprazak, München 2016.
Will, W.: Art. Pompeius in: Der Neue Pauly 10 (2001), 99-107.
[1] Dessau, Inscriptiones Latinae Selectae 8888.
[2] Will, W.: Art. Pompeius in: Der Neue Pauly 10 (2001), 99-107.
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