Star Wars – The Last Command (Timothy Zahn)

[Zu Band 1 und Band 2 der Reihe geht es hier und hier.]

Der letzte Band der Großadmiral Thrawn-Trilogie ist hinsichtlich der Antikenrezeption eher jüdisch-christlich geprägt. Joruus C’baoth, ein wahnsinnig gewordener Klon des Jedi-Meisters Jorus C’baoth, ist von der Idee besessen, Luke Skywalker, Mara Jade und Leia Organa Solo zu seinen Jedi-Schülern zu machen. Sein Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den zunächst noch ungeborenen Zwillingen Leias, die er unbedingt unter seine Kontrolle bringen möchte. So glaubt er in seinem Wahn, dass auch Prinzessin Leia sich wünschen würde, dass ihre Kinder von ihm ausgebildet würden: „She wants me to teach her children […]. To instruct them in the ways of the Jedi. To create them in my own image. Because I am the master. The only one there is.“ An späterer Stelle geht C’baoth dann dazu über, den Geist eines imperialen Offiziers nach seinen Vorstellungen zu formen, was aufgrund verschiedener Umstände zum Tod der betreffenden Person führt.

Natürlich spielt all dies auf den jüdisch-christlichen Gott an, der die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen haben soll, womit der Wahnsinn des geklonten Jedi-Meisters hervorgehoben wird. Denn anders als Palpatine/Darth Sidious strebt Joruus C’baoth nicht einfach danach, ein Imperium zu errichten. Vielmehr geht es ihm darum, die Menschen selbst zu beherrschen und nach seinen Vorstellungen zu formen, womit er letztlich nichts Geringeres tut als Gott zu spielen.

Während wir auf diesem Blog schon häufiger gesehen haben, dass in Science Fiction und Fantasy große Macht den Charakter korrumpieren kann (Gyges-Problematik), liegt hier eine Sonderform dieses Phänomens vor. Denn Joruus C’baoth ist nicht durch seine ausgeprägten Jedi-Kräfte zu einer tödlichen Gefahr für seine Umwelt geworden. Vielmehr verliert er als Folge des Klonprozesses den Verstand, was ihn dann aufgrund seiner Jedi-Fähigkeiten so ungemein gefährlich werden lässt. Das Problem liegt hier also zunächst nicht in der großen Macht selbst, sondern in dem Umstand, dass jemand, der über eine solche verfügt, aufgrund psychologischer Probleme plötzlich nicht mehr in der Lage ist, verantwortungsvoll mit ihr umzugehen. (Unabhängig von Joruus C’baoth muss ich mir demnächst mal Gedanken machen, wie es eigentlich mit der dunklen Seite der Macht und der Gyges-Problemtatik aussieht.)

Der Bezug zum jüdisch-christlichen Gott zeigt sich auch am Namen des Jedis, der eine Ableitung vom hebräischen Wort Zebaoth darstellt (es gibt auch alternative Schreibweisen), was einerseits „Heer“ bedeuten kann, in der Regel jedoch als Attribut des Gottesnamens dient, also JHWH Zebaoth, was sich auf die Große Macht des Gottes bezieht und im Deutschen oft als „Herr der Heerscharen“ übersetzt wird. In manchen Fällen wird das Attribut nicht übersetzt, sondern in Form von „Herr Zebaoth“ beibehalten.

In der Jedipedia wird darauf hingewiesen, dass Joruus C’baoth auch ganz allgemein an den jüdischen Gott bzw. den Gott des Alten Testaments erinnere, was sich auf das aggressiv-unberechenbare Verhalten sowie den Umstand bezieht, dass sich beide auf einem Berg verehren lassen. Diese Überlegungen sind sicherlich nicht falsch.

P.S.: Wenn man Bücher auf Englisch liest, kann es vorkommen, dass man zuweilen die eigene Muttersprache nicht mehr erkennt. So ist mir erst bei Band 3 der Reihe aufgefallen, dass Timothy Zahn Talon Karrdes Vornskr-Haustiere in Anlehnung an die deutsche Literaturströmung des 18. Jhs. „Sturm“ und „Drang“ genannt hat. In den ersten beiden Bänden habe ich statt „Sturm“ und „Drang“ immer „Sturm“ und „Dräng“ gelesen und daher beide für Phantasienamen gehalten …

Michael Kleu

5 Kommentare zu „Star Wars – The Last Command (Timothy Zahn)

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  1. Ich habe eine Weile gebraucht, Joruus C‘baoth als solche Referenz zu begreifen. Wir haben die Trilogie als Hörspiel gehört, glaube ich – ich erinnere mich an die angenehme Stimme von Talon Karrde.

    Aber so klar dargestellt wird es verwunderlich, dass man nicht früher drauf kommt. Das vertraute Gefühl bei der Geschichte von C‘baoth, bevor man die Referenz begreift, macht sicher einen Teil des Reizes aus.

    1. Mir ist das mit dem Namen erst aufgefallen, als ich ihn hier im Blog aufgeschrieben habe. Das ist mir jetzt schon ein paar Mal passiert, dass mir hier erst durch eigenständiges Schreiben etwas bewusst geworden ist. Schreiben scheint gut für’s Gehirn zu sein 😉

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